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Kompakt
INTERVIEW WICHTIG IST DIE AUFNAHME IN DIE BERUFSGRUPPENLISTE
Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) hat ein Positionspapier zum neuen Berufsbild DTA
(Digital-technischer Assistent) und DTFA (Digital-technischer Fachangestellter) vorgestellt. Projektkoordinator Johannes Dehm
erläutert die Hintergründe.
JOHANNES DEHM Abb.: Johannes Dehm
Î Wie ist es dazu gekommen, dass der VDE ein neues Berufsbild DTA/ Module an, in denen sich Teilnehmende auf die ist Projektkoordinator des
DTFA entworfen hat? Arztpraxis, das Krankenhaus, die Apotheke oder VDE Positionspapiers
Der VDE hat sich in den vergangenen Jahren in seinen Positionspapieren zur Krankenkasse spezialisieren. Schließlich gibt es Gestaltung Digitalisierung
im Gesundheitswesen
Interoperabilität der Telemedizin auf die technische Machbarkeit fokussiert. Da noch Vertiefungen, die auf die Serviceorientie-
aber die Anwendung und die Gebrauchstauglichkeit dieser Technologie eine rung beispielsweise im Bereich Ambient Assisted Living abzielen. Die DTAs
immer bedeutendere Rolle spielen, kam die Idee auf, die Anwender auf allen und DTFAs lernen zum Beispiel Sturzsensoren oder Blutdruckgeräte ken-
Seiten zu schulen. Es haben sich dann zwölf Experten aus den Bereichen Pfle- nen, und wie sie ein Telekonsil mit dem Hausarzt durchführen. Die ergän-
ge, Telemedizin, Lehre und Usability zusammengefunden, die innerhalb von zenden Module Teammanagement, Methodenkompetenz und Soft Skills
18 Monaten eine Anwendungsregel und das Positionspapier erstellt haben. runden das Curriculum ab.
Î Was genau legt diese Anwendungsregel fest? Î Für wen kommt diese Weiterbildung infrage?
In der Anwendungsregel werden der Zweck und der Anwendungsbereich Es handelt sich um einen rund viermonatigen Onlinekurs mit einer Präsenz-
aufgeführt. Genauso wie schon beim Operationstechnischen Assistenten phase, der Quereinsteigern und Wiedereinsteigern eine berufliche Perspek-
haben wir das Berufsbild festgelegt und beschrieben, welche Vorausset- tive bietet, aber auch von MFAs als Zusatzqualifikation genutzt werden
zungen eine Bildungseinrichtung oder ein Bildungsträger erfüllen muss, kann. Wichtig ist vor allem, dass die Berufsbilder DTA und DTFA in die
damit er die 15 Module, die in der Anwendungsregel definiert sind, sowohl Berufsgruppenliste aufgenommen werden, damit auch eine Vergütung
didaktisch als auch organisatorisch erfüllen kann. möglich ist.
Î Welche Inhalte werden vermittelt? Î Was halten die Hochschulen und Fachgesellschaften von den neuen
In der ersten Phase bekommen die Teilnehmenden in sechs Grundmodulen Berufsbildern?
wie Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft, Telematikinfrastruktur Dadurch, dass die Anwendungsregel als Entwurf veröffentlicht wurde, kam
(TI) Ethik in der Technik, Datenschutz-Grundverordnung und Inhalte für den es zu einer Diskussion, beispielsweise mit der Fachgesellschaft GMDS. Zur-
ICDL (International Certification of Digital Literacy) vermittelt. Ganz wichtig zeit führen wir Gespräche, um die Anwendungsregel in die akademische
sind Kenntnisse im Umgang mit der elektronischen Patientenakte (ePA) Ausbildung – die Ausbildung von Ärzten, MFAs und die medizinische Infor-
und dem eRezept. Dieser ersten Phase schließen sich weiterführende matik – zu bringen.<
TELEMEDIZIN
Natürlichere Kommunikation mit 3D-Avataren
Forscherinnen und Forscher der Uni- zu den heute schon verfügbaren di-
versität Hamburg untersuchen im gitalen Sprachassistenten beherr-
Verbundprojekt mit dem sperrigen schen die 3D-Avatare auch Mimik
Namen „Hybride Interaktionssyste- Abb.: Adobestockphoto © Gorodenkoff und Gestik, weshalb sie über den
me zur Aufrechterhaltung der Ge- Gesichtsausdruck, die Stimmlage
sundheit auch in Ausnahmesituatio- oder die Körperhaltung Emotionen
nen“, kurz HIVAM, wie sich die Ak- und Empathie vermitteln können.
zeptanz für telemedizinische An- Dadurch wird bei Patientinnen und
wendungen erhöhen lässt. Viele Pa- Patienten ein Gefühl der Vertrautheit
tientinnen und Patienten bemängeln hervorgerufen. Im Projekt soll der
zum Beispiel die Kommunikation als KI-Assistent einfache Routineaufga-
unnatürlich. Hier setzen die Forsche- 3D-AVATAR: Der virtuelle Arztbesuch soll realistischer werden. ben selbst abarbeiten. Anschließend
rinnen und Forscher an, indem sie die überprüfen die menschlichen Exper-
menschliche Intelligenz von Gesundheitsex- die KI-gesteuerten Ersatzidentitäten darstel- ten, ob er richtig gearbeitet hat. Patientinnen
perten mit Künstlicher Intelligenz (KI) und len. Die virtuellen Stellvertreter sind in der und Patienten, die mit einem echten Arzt spre-
Mixed Reality mischen. Das Resultat sind vir- Lage, mittels Sensoren Blutdruck, Blutzucker- chen möchten, können auch über den 3D-Ava-
tuelle 3D-Avatare dieser Gesundheitsexperten. spiegel und Gewicht der Patientinnen und Pa- tar einen Termin vereinbaren.<
3D-Brillen oder Anwendungen im PC können tienten in Echtzeit zu erfassen. Im Unterschied C INTERAKTIVE-TECHNOLOGIEN.DE/PROJEKTE/HIVAM
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