Page 24 - xpress_Ausgabe 20.3
P. 24

bunt gemixxt




        MELDUNGEN           AUS ALLER WELT



          Pandemie-Drohne                           Armband statt Smartphone

          AUSTRALIEN. Ein Forscherteam der University of South   LIECHTENSTEIN. Liechtenstein verzeichnet bislang
          Australia entwickelt zusammen mit einem kanadischen Un-  vergleichsweise wenige Covid-19-Fälle. Von 38 000
          ternehmen eine Pandemie-Drohne. Das unbemannte Flug-  Einwohnern waren Anfang Mai nur 82 positiv getes-
          gerät ist mit einem speziellen Sensor und einer computer-  tet. Dennoch bereitet sich das Fürstentum auf
          gestützten Bildgebung ausgestattet, um Körpertempera-  eine mögliche zweite Infektionswelle im
          tur, Herzschlag und Atemfrequenz zu überwachen. Damit   Herbst vor. Während andere europäische Län-
          soll die Drohne niesende oder hustende Personen bei-  der auf eine sogenannte Tracing-App setzen,
          spielsweise in einer Menschenmenge, in Flughäfen, Kreuz-  die ihren Träger nachträglich darüber infor-
          fahrtschiffen oder Pflegeheimen aufspüren. Zurzeit opti-  miert, dass er in der Nähe eines Infizierten war,   Abb.: Ava
          mieren die Forscher noch die Algorithmen zur Fiebermes-  setzen die Liechtensteiner auf eine Echtzeiterken-
          sung und zur Erkennung des Hustens oder Niesens. Die   nung der typischen Symptome einer Covid-19-Er-
          Entwicklung dieser Drohne basiert auf Vorarbeiten. Bereits   krankung wie Fieber, trockener Husten und Kurzat-  SENSOR: Schwanger oder Corona?
          vor drei Jahren haben die Forscher einen Bildverarbei-  migkeit. Im Projekt COVI-GAPP erhalten 2 000 Liech-
          tungsalgorithmus vorgestellt, mit dem sie die menschliche   tensteiner, die in Kontakt mit Hochrisikopatienten stehen, ein sensorisches Armband des
                                                    Schweizer Start-ups Ava. Dieses Armband wurde ursprünglich zur Beobachtung des weibli-
                                                    chen Zyklus entwickelt. Es soll durch die Messung von Hauttemperatur, Puls und Atemfre-
                                                    quenz Hinweise auf  Covid-19-Symptome liefern. Ziel des Projekts ist es, einen Algorithmus
                                                    zu entwickeln, der eine Corona-Erkrankung im Frühstadium erkennen kann. Die Messdaten
                                                    werden anonymisiert und verschlüsselt zur Auswertung in die Schweiz geschickt. Mit der
                                                    Auslieferung von sensorischen Armbändern an alle Einwohner hofft das Fürstentum, eine
                                                    mögliche Ausbreitung des Coronavirus im Herbst eindämmen zu können.<         C COVI-GAPP.LI


        Abb.: University of South Australia         Ganganalyselabor im Schuh

                                                    USA. Forscher am Stevens Institute of Technology haben eine intelligente Einlegesohle
                                                    entwickelt, die jeden Schuh in ein mobiles Ganganalyselabor verwandeln soll. Das neue
                                                    Verfahren ist als preiswerte Alternative zu den kameragestützten Laufanalyse-Systemen
                                                    konzipiert und soll Menschen mit einer Bewegungsstörung oder einer Schädigung des Be-
           ÜBERWACHUNG: Drohne erkennt Covid-19-Symptome.
                                                    wegungsapparates ermöglichen, ihre Gehfunktion in den eigenen vier Wänden präzise zu
          Herzfrequenz aus einem Drohnenvideo extrahieren konn-  messen. Dazu sind in der „SportSole“ Beschleunigungssensoren und Gyroskope zur Lage-
          ten. Danach haben sie gezeigt, dass sie Puls und Atemfre-  messung sowie Kraftsensoren zur Messung der Gewichtsverteilung integriert. Künstliche   Abb.: AdobeStock.com  © leo_d
          quenz einer Person im Umkreis von 5 bis 10 Metern bei ei-  Intelligenz rechnet das hohe Hintergrundrauschen der Sensoren heraus, das bei 500 Mess-
          ner Flughöhe der Drohne von bis zu 50 Metern messen   werten pro Sekunde entsteht. Mit den so erzeugten Schlüsselwerten wird ein intelli-
          können. Die Forscher haben sich ursprünglich mit der Tech-  genter Algorithmus gefüttert, der die Ganganalyse vornimmt. Diese Vorgehens-
          nik befasst, um sturzgefährdete ältere Menschen zu über-  weise beschleunigt die Berechnungen erheblich. Das System liefert nach Anga-
                          wachen oder um in Kriegsgebie-  ben der Forscher exakte Messungen ohne Kalibration und
                WIE           ten sowie nach Naturkata-   muss nicht auf den individuellen Nutzer eingestellt
                                                    werden. Das System arbeitet unabhängig davon, ob
                                strophen Lebenszeichen
        GEFÄLLT IHNEN            mittels Drohnen zu er-  der Nutzer geht oder rennt. Erste Untersuchungen
      X.PRESS?                    kennen. Jetzt haben   ergaben, dass sich das Verfahren auch für dreijähri-
                                   die Forscher ihre
                                                    ge Kinder und für ältere Menschen mit Gleichge-
                                                    wichtsstörungen eignet, deren Gangbild sich von
                                   Technik in kürzester
                                   Zeit so angepasst,   gesunden unterscheidet. Die von den Forschern
       Wir freuen uns über Ihre Meinung,
         Ihre Verbesserungsvorschläge    dass sie damit auch   verwendeten Sensoren kosten nur ein Zehntel der
           und Ihre Anregungen:   Covid-19-Patienten   Sensoren, die übliche Ganganalysesysteme verwen-
            x.press@medatixx.de  screenen können.<   den. Das System soll jetzt im klinischen
                                       C UNISA.EDU.AU  Einsatz getestet werden.<  C STEVENS.EDU




    24   x.press 20.3
   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28