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bunt gemixxt
MELDUNGEN AUS ALLER WELT
Pandemie-Drohne Armband statt Smartphone
AUSTRALIEN. Ein Forscherteam der University of South LIECHTENSTEIN. Liechtenstein verzeichnet bislang
Australia entwickelt zusammen mit einem kanadischen Un- vergleichsweise wenige Covid-19-Fälle. Von 38 000
ternehmen eine Pandemie-Drohne. Das unbemannte Flug- Einwohnern waren Anfang Mai nur 82 positiv getes-
gerät ist mit einem speziellen Sensor und einer computer- tet. Dennoch bereitet sich das Fürstentum auf
gestützten Bildgebung ausgestattet, um Körpertempera- eine mögliche zweite Infektionswelle im
tur, Herzschlag und Atemfrequenz zu überwachen. Damit Herbst vor. Während andere europäische Län-
soll die Drohne niesende oder hustende Personen bei- der auf eine sogenannte Tracing-App setzen,
spielsweise in einer Menschenmenge, in Flughäfen, Kreuz- die ihren Träger nachträglich darüber infor-
fahrtschiffen oder Pflegeheimen aufspüren. Zurzeit opti- miert, dass er in der Nähe eines Infizierten war, Abb.: Ava
mieren die Forscher noch die Algorithmen zur Fiebermes- setzen die Liechtensteiner auf eine Echtzeiterken-
sung und zur Erkennung des Hustens oder Niesens. Die nung der typischen Symptome einer Covid-19-Er-
Entwicklung dieser Drohne basiert auf Vorarbeiten. Bereits krankung wie Fieber, trockener Husten und Kurzat- SENSOR: Schwanger oder Corona?
vor drei Jahren haben die Forscher einen Bildverarbei- migkeit. Im Projekt COVI-GAPP erhalten 2 000 Liech-
tungsalgorithmus vorgestellt, mit dem sie die menschliche tensteiner, die in Kontakt mit Hochrisikopatienten stehen, ein sensorisches Armband des
Schweizer Start-ups Ava. Dieses Armband wurde ursprünglich zur Beobachtung des weibli-
chen Zyklus entwickelt. Es soll durch die Messung von Hauttemperatur, Puls und Atemfre-
quenz Hinweise auf Covid-19-Symptome liefern. Ziel des Projekts ist es, einen Algorithmus
zu entwickeln, der eine Corona-Erkrankung im Frühstadium erkennen kann. Die Messdaten
werden anonymisiert und verschlüsselt zur Auswertung in die Schweiz geschickt. Mit der
Auslieferung von sensorischen Armbändern an alle Einwohner hofft das Fürstentum, eine
mögliche Ausbreitung des Coronavirus im Herbst eindämmen zu können.< C COVI-GAPP.LI
Abb.: University of South Australia Ganganalyselabor im Schuh
USA. Forscher am Stevens Institute of Technology haben eine intelligente Einlegesohle
entwickelt, die jeden Schuh in ein mobiles Ganganalyselabor verwandeln soll. Das neue
Verfahren ist als preiswerte Alternative zu den kameragestützten Laufanalyse-Systemen
konzipiert und soll Menschen mit einer Bewegungsstörung oder einer Schädigung des Be-
ÜBERWACHUNG: Drohne erkennt Covid-19-Symptome.
wegungsapparates ermöglichen, ihre Gehfunktion in den eigenen vier Wänden präzise zu
Herzfrequenz aus einem Drohnenvideo extrahieren konn- messen. Dazu sind in der „SportSole“ Beschleunigungssensoren und Gyroskope zur Lage-
ten. Danach haben sie gezeigt, dass sie Puls und Atemfre- messung sowie Kraftsensoren zur Messung der Gewichtsverteilung integriert. Künstliche Abb.: AdobeStock.com © leo_d
quenz einer Person im Umkreis von 5 bis 10 Metern bei ei- Intelligenz rechnet das hohe Hintergrundrauschen der Sensoren heraus, das bei 500 Mess-
ner Flughöhe der Drohne von bis zu 50 Metern messen werten pro Sekunde entsteht. Mit den so erzeugten Schlüsselwerten wird ein intelli-
können. Die Forscher haben sich ursprünglich mit der Tech- genter Algorithmus gefüttert, der die Ganganalyse vornimmt. Diese Vorgehens-
nik befasst, um sturzgefährdete ältere Menschen zu über- weise beschleunigt die Berechnungen erheblich. Das System liefert nach Anga-
wachen oder um in Kriegsgebie- ben der Forscher exakte Messungen ohne Kalibration und
WIE ten sowie nach Naturkata- muss nicht auf den individuellen Nutzer eingestellt
werden. Das System arbeitet unabhängig davon, ob
strophen Lebenszeichen
GEFÄLLT IHNEN mittels Drohnen zu er- der Nutzer geht oder rennt. Erste Untersuchungen
X.PRESS? kennen. Jetzt haben ergaben, dass sich das Verfahren auch für dreijähri-
die Forscher ihre
ge Kinder und für ältere Menschen mit Gleichge-
wichtsstörungen eignet, deren Gangbild sich von
Technik in kürzester
Zeit so angepasst, gesunden unterscheidet. Die von den Forschern
Wir freuen uns über Ihre Meinung,
Ihre Verbesserungsvorschläge dass sie damit auch verwendeten Sensoren kosten nur ein Zehntel der
und Ihre Anregungen: Covid-19-Patienten Sensoren, die übliche Ganganalysesysteme verwen-
x.press@medatixx.de screenen können.< den. Das System soll jetzt im klinischen
C UNISA.EDU.AU Einsatz getestet werden.< C STEVENS.EDU
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