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Wie sich unsere Kommunika- schickt oder aufs Fax gelegt. Der Emp-
tion gewandelt hat! Man fänger muss den papierbasierten Brief
kann es sich heute kaum einscannen, in ein PDF-Dokument um-
noch vor stel len, aber bis i n d ie wandeln und einem Patienten zuord-
1980er-Jahre kommunizierten Arzt- nen. Ein umständlicher Prozess ange-
praxen überwiegend per Telefon und sichts der Tatsache, dass technische
Brief. Dann kam das Telefax hinzu, wel- Lösungen für elektronische Arztbriefe
ches die Übermittlung einer gedruck- bereits angeboten werden.
ten Nachricht von einem Arbeitstag auf Dass sich der elektronische Arzt-
wenige Minuten verkürzte. Patienten- brief bislang nicht durchsetzen konnte,
bezogene Faxe wurden in der papierba- hat einen einfachen Grund: Es gibt
sierten Krankenakte abgelegt, später noch keinen einheitlichen Standard,
mussten sie eingescannt und nach dem sondern eine Reihe von Insellösungen.
Erzeugen einer PDF-Datei dem Patien- So können Ärzte zum Beispiel inner-
ten zugeordnet werden. Heute können halb der KV-A ngebote D2D (Doc-
bereits viele Internetmodems ein an- tor-to-Doctor) oder KV-Connect elekt-
kommendes Fax automatisch in eine ronische Arztbriefe versenden und
PDF-Datei umwandeln. empfangen. Ärztenetze verwenden oft
Später hielten die Computer Einzug ihren eigenen Standard. Und auch die
in die Arztpraxen. Zunächst wurden sie Gesellschaft für Telematikanwendun-
nur als bessere Schreibmaschine be- gen der Gesundheitskarte mbH, kurz
Elektronische nutzt, zum Beispiel um Abrechnungs- gematik, arbeitet an einer eigenen Lö-
formulare für die Kassenärztliche Ver- sung names KOM-LE. Bevor ein Arzt
Kommunikation einigung (KV) oder Arztbriefe zu dru- seinem Kollegen einen elektronischen
E-Arztbrief & Co
Arztpraxen tauschen Briefe, cken – und diese dann auf dem Postweg Arztbrief übermitteln kann, muss er
Faxe, E-Mails und SMS-Nach- zu verschicken. Dann folgten erste On- zunächst recherchieren, ob dieser den
richten – und vereinzelt schon line-Geschäftsvorfälle, die Anwendun- gleichen Standard nutzt und damit
elektronische Arztbriefe aus. gen wie beispielsweise den elektroni- überhaupt in der Lage ist, eine solche
Letztere sollen bald flächen- schen Labordatenaustausch und die Datei zu empfangen und zu öffnen.
deckend genutzt werden. Da Online-Abrechnung mit der Kassen- Sollte dies möglich sein, muss er sich
gilt es, den Überblick zu be- ärztlichen Vereinigung ermöglichten. zudem erkundigen, ob sein Kollege
wahren. So wandelte sich der Praxiscomputer sich für diesen Dienst angemeldet hat
zu einem Kommunikationsmedium. – ob er also überhaupt elektronische
Heute nutzen viele Arztpraxen ihre Briefe erhalten möchte. Angesichts
Computer auch zum Versenden und dieses Aufwands ist es nachvollzieh-
Empfangen von E-Mails über das Inter- bar, dass viele Ärzte bislang einen gro-
net. Nur der Arztbrief erreicht bis heute ßen Bogen um elektronische Briefe ge-
überwiegend per Fax oder per Brief den macht haben.
Empfänger. Nach einer Umfrage der
Kassenärztlichen Vereinigung Nord- Das wird sich jetzt ändern. Laut
rhein unter ihren Mitgliedern aus dem E-Health-Gesetz, § 291h, sollen Ver-
Jahr 2011 dokumentieren zwar 83,3 tragsärzte in den Jahren 2016 und 2017
Prozent der Hausärzte und 72,2 Pro- für jeden elektronisch übermittelten
zent der Fachärzte komplett digital, Brief eine Portoerstattung von 55 Cent
übermitteln aber nur 5,1 Prozent der erhalten. Mit dieser Anschubfinanzie-
Arztbriefe elektronisch. Alle anderen rung möchte Bundesgesundheitsmi-
Arztbriefe werden mit der Post ver- nister Hermann Gröhe die Ärz-
te dazu b ewegen, dauerhaft auf
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