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THEMA
DIE DIGITALISIERTE ARZTPRAXIS
Mehr Effizienz wagen
Noch immer erweist sich die Arztpraxislandschaft in Bezug auf ihren Digitalisierungs-
grad als sehr heterogen. Dabei hat die Implementierung digitaler Lösungen das Potenzial,
sowohl den Arbeitsalltag des medizinischen Personals zu erleichtern als auch den Service
für die Patientinnen und Patienten erheblich zu verbessern.
M anche Praxen sind in Sachen Di- sein. Dazu sind Schäfer und sein Kollege Florian beraterinnen und Hypertonie-Assistentinnen. Zusätz-
gitalisierung schon sehr weit
Liening-Ewert, IT-Projekt- und Applikationsbetreuer
lich werden Bürokräfte, die im Hintergrund die admi-
und profitieren von verschiede-
nistrativen Aufgaben übernehmen, beschäftigt.
bei der RHÖN-KLINIKUM IT Service GmbH, im engen
nen Anwendungen, etwa dem
Auch in anderen Praxen hat sich das digitale Ter-
Online-Terminmanagement. Dieses erweist sich bei- Austausch mit den Herstellern. Telefonanlage mit künstlicher Intelligenz
spielsweise in den medizinischen Versorgungszent- minmanagement als besonders vorteilhaft herausge- Ein zusätzliches Feature, das Hempel in seiner Praxis
ren (MVZ) der RHÖN-KLINIKUM AG als ein zentraler stellt. Für Dr. Matthias Hempel von der hausärztlich-in- nicht mehr missen möchte, ist die Implementierung
Aspekt der Digitalisierung. „Online-Termine haben ternistischen Gemeinschaftspraxis HALEO markierte von künstlicher Intelligenz (KI) im Telefonsystem. „Die
ein großes Potenzial zur vereinfachten Terminfin- die Etablierung einer Online-Terminvergabe einen be- KI-Telefonanlage hat unseren Arbeitsalltag revolutio-
dung aus Patientensicht und Reduzierung von Tele- deutenden Schritt in Richtung mehr Effizienz im Ar- niert“, erklärt Hempel. Die intelligente Lösung selek-
fonanrufen für unsere Mitarbeiter“, sagt Julian tiert Anrufe nach Dringlichkeit, was bedeutet, dass
Schäfer, Teamleiter Medizinische Fachsysteme & Notfälle wie Herzschmerzen sofort priorisiert wer-
eHealth der RHÖN-KLINIKUM IT Service GmbH. Die intelligente Lösung den, während weniger dringende Anliegen, wie Re-
Die Etablierung eines Online-Terminmanage- selektiert Anrufe nach Dring- zeptbestellungen, entsprechend später bearbeitet
ment-Systems kann jedoch herausfordernd sein, werden können. „Dadurch können wir die Patienten
wenn die bestehende Praxissoftware keine nahtlose lichkeit, was bedeutet, dass besser versorgen und gleichzeitig Stoßzeiten abfan-
Integration mit Online-Terminplanern ermöglicht. Notfälle wie Herzschmerzen gen. Die KI kann bis zu 15 Anrufe gleichzeitig anneh-
„Die meisten Praxissoftwarehersteller haben keine men, was eine enorme Entlastung für unsere Medi-
echte Integration von Terminplanern im Angebot“, sofort priorisiert werden. zinischen Fachangestellten darstellt.“
erklärt Schäfer das Problem. In der Folge führt das da- In Zeiten von Fachkräftemangel und einer stei-
zu, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft genden Bürokratie ist ihm jede Entlastung des Perso-
„zweigleisig“, also mit zwei Systemen, arbeiten. Das beitsalltag. Die Praxis verwendet x.concept und nals recht. Außerdem hat Hempel festgestellt, dass
ist nicht nur umständlich, sondern führt bei der Über- x.webtermin. Patientinnen und Patienten können über sich die fortgeschrittene Digitalisierung seiner Pra-
tragung von Informationen von einem ins andere Sys- die Praxis-Homepage oder Apps Termine buchen, ei- xis bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitar-
tem häufig zu Informationsverlust – zum Leidwesen ne Bestätigungs-E-Mail erhalten und den Termin direkt beitern als Pluspunkt erweist: „Heute können sich
des Praxisteams. in ihren Smartphone-Kalender eintragen. „Das redu- MFAs ihren Arbeitgeber aussuchen und mit einer ver-
Um diese Hürde zu überwinden, wurde in einigen ziert die Anzahl der Anrufe erheblich und spart uns viel alteten Technik macht die Arbeit einfach weniger
der MVZ der Kalender in der Praxissoftware deakti- Zeit“, stellt Hempel fest. „Die Patienten müssen nicht Spaß. Das spielt bei der Entscheidung für oder gegen
viert und vollständig durch den Online-Terminkalen- mehr in langen Warteschlangen hängen, sondern kön- einen Arbeitsplatz durchaus eine Rolle.“
der ersetzt. Dies führte wiederum zu Problemen, weil nen bequem online ihre Termine verwalten.“ Auch in Sachen Work-Life-Balance kann die Digita-
wichtige Funktionen und Informationen nicht mehr Hempels Praxis ist ein zertifiziertes Hypertonie- lisierung einen wertvollen Beitrag leisten, denn sie er-
wie gewohnt zur Verfügung standen. Aus diesem zentrum und eine diabetologische Schwerpunktpra- möglicht, dass Praxisteams flexibler arbeiten können.
Grund streben die Verantwortlichen bei RHÖN- xis in Detmold. Sie besteht aktuell aus sieben Ärzten Durch die verschriftlichten Anrufe, die die KI erstellt,
KLINIKUM IT Service GmbH nun eine vollständige In- und insgesamt 32 nichtärztlichen Angestellten. Zum können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar im
tegration an, bei der beide Systeme reibungslos zu- Team gehören nicht nur Medizinische Fachangestell- Homeoffice arbeiten. „Das schafft nicht nur Platz in der
sammenarbeiten. Bis Ende des Jahres soll das passiert te, sondern auch spezialisierte Kräfte wie Diabetes- Praxis, sondern gibt unserem Team auch die Möglich-
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