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AUSZEIT: Entspannung in der Natur
PROGRAMM: Sein Programm „Schritt ins Leben“ hat schon vielen Patienten geholfen.
Fügung des Schicksals. Als junger Schulabgän- Seemann gegangen bin und sie überredet habe,
ger plant Franck eigentlich eine ganz andere von ihr lernen zu dürfen“, erinnert sich Franck
Karriere. 1969 in Koblenz geboren und in Mar- lachend. Er wird zunächst als wissenschaftliche
burg aufgewachsen, träumt er davon, Filme zu Hilfskraft für ein Projekt angestellt, das sich
drehen. Ein Austauschjahr in den USA hatte ihn mit der Chronifizierung von kindlichem Span-
auf die Idee gebracht. In Amerika hatte er sich nungskopfschmerz und Migräne beschäftigt.
mit dem Filmemachen beschäftigt und sogar Franck geht in der Ärbeit auf und findet – an-
mit einer eigenen Arbeit einen Preis gewonnen. fänglich noch, ohne es zu wissen – sein Lebens-
„Das fand ich so animierend, dass ich das nach thema: Schmerz und den besseren Umgang da-
dem Äbitur beruflich machen wollte“, erinnert mit. Auch nach seinem Studienabschluss im Jahr
sich der Psychotherapeut. 2001 arbeitet er in dem Projekt weiter.
Kurz nach seinem beruflichen Start bei dem
Zuerst zum Film, dann an die Uni Projekt passiert der Autounfall, unter dessen
Nach seinem Abitur setzt er seinen Plan um, Folgen Franck heute noch leidet. Er überlebt THERAPIE: Hilfe im Umgang mit Schmerzen
geht zum Film und arbeitet dort in verschiede- nur knapp, kämpft sich aber zurück ins Leben
nen Positionen. Irgendwann hat er jedoch das und in seine Ärbeit. Im Jahr 2003 beendet er er Zeit mit der Familie verbringt oder Entspan-
Gefühl, ohne Studium nicht wirklich weiterzu- seine Tätigkeit an dem Schmerzprojekt und nung in der Natur sucht. „Ich habe zwar krum-
kommen, und entscheidet sich im Jahr 1993 sammelt weiter Berufserfahrung in verschie- me Beine, die wehtun, aber mit denen wandere
daher, in Hamburg deutsche Literatur und denen deutschen Schmerzzentren. Im Jahr ich sehr gern“, berichtet er. Um im Alltag abzu-
Medien zu studieren. Als Nebenfach wählt der 2006 lässt er sich mit einer eigenen Praxis in schalten, meditiert der Schmerzexperte seit
junge Student Psychologie und fängt sofort Fulda nieder. Seit 2017 gibt es sein Programm vielen Jahren. In seiner Freizeit leitet er in sei-
Feuer: Die Theorien, wie der Mensch in seinem „Schritt ins Leben“. nem Heimatort eine buddhistische Meditati-
Inneren funktioniert, faszinieren ihn. Franck Die Arbeit als psychologischer Psychothe- onsgruppe. „Das ist eine kleine Herzensange-
entschließt sich, ein richtiges Psychologiestu- rapeut macht er aus Überzeugung, sie erfüllt legenheit von mir und das macht mir viel Spaß.“
dium zu beginnen. ihn mit Leidenschaft. Doch Franck weiß auch, So ganz ohne sein Wissen weiterzugeben, kann
In Hamburg findet er keinen Studienplatz, wie wichtig es ist, sich immer wieder Auszeiten Franck dann auch in seiner Freizeit nicht aus-
also geht er nach Heidelberg. „Ich habe mich zu nehmen, um aufzutanken. Das tut er, indem kommen.< $ MIRIAM MIRZA
immer wieder gefragt, ob ich noch Medizin stu-
dieren sollte, bin aber letztlich für mich zu der
Erkenntnis gekommen, dass das nichts für mich INFO PROGRAMM „SCHRITT INS LEBEN“
ist. Ich habe aber immer den medizinischen As-
SCHMERZTHERAPIE. Das Programm „Schritt ins Leben“ wurde von Gideon Franck ursprünglich ge-
pekt im Auge behalten“, so der Psychotherapeut.
meinsam mit zwei Kollegen entwickelt. Seit 2017 können Menschen mit chronischem Schmerz an
1997, gegen Ende seines Studiums, ist Franck
den Kursen teilnehmen. Ziel ist, die Lebensqualität systematisch aufzubauen, indem die Teilneh-
auf der Suche nach einem Thema für seine Di-
merinnen und Teilnehmer lernen, ihr Leben mehr in eine wertgeschätzte Richtung zu lenken und
plomarbeit. Damals fällt ihm ein Buch über
Strategien üben, die ihnen erlauben, mit den Schmerzen sowie begleitenden Gefühlen wie Angst
Schmerztherapie der Heidelberger Autorin
und Frustration gut umzugehen. Darüber hinaus bildet er Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutin-
Hanne Seemann in die Hände. „Dieses Buch und
nen und Psychotherapeuten, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, Pflegepersonal, Ergo-
die darin ausgedrückte Haltung gegenüber Pa-
therapeutinnen und Ergotherapeuten sowie Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten selbst für
tientinnen und Patienten fand ich so grandios,
die Arbeit mit Betroffenen aus oder weiter.< C SCHRITT-INS-LEBEN.DE
dass ich in die medizinische Psychologie in
Heidelberg zur Sprechstunde von Hanne
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