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THEMA





        rung im  Gesundheitswesen. „Doch mittlerweile ha-
        ben die meisten ein Vertriebssystem und Kontakte zu   INFO So macht es medatixx
        Arztpraxen aufgebaut und damit ein gewisses Grun-
        drauschen erzeugt. Das wird nicht mehr zu überhö-  DIGA. Es ist für Ärztinnen und Ärzte nicht leicht, sich einen Über-
        ren sein“, ist sie überzeugt. Eine aktuelle Umfrage der   blick über den DiGA-Markt zu verschaffen und sich in die Funktionalitäten
          Stiftung Gesundheit zeigt, dass insbesondere Haus-   der Apps jeweils so tief einzuarbeiten, dass sie ihre Patientinnen und Pa-
        ärzte zunehmend DiGA verschreiben. Fast jeder Zwei-  tienten dazu beraten können. Um sie dabei zu unterstützen und auf dem Lau-
        te (44,6 Prozent) setzt DiGA zumindest gelegentlich   fenden zu halten, weist medatixx über digitale Kampagnen in seiner Pra-
        ein. Bei den Fachärzten und Psychotherapeuten ist   xissoftware auf im jeweiligen Behandlungskontext geeignete DiGA hin. Da-
        es ungefähr jeder Dritte. „Das Thema ist jenseits der   für arbeitet medatixx mit einer Reihe von DiGA-Herstellern zusammen.<
        ,Early Adopter‘ im ärztlichen Mainstream angekom-
        men“, kommentiert Professor Konrad Obermann, For-
        schungsleiter bei der Stiftung Gesundheit, diese Er-    Europäischen Union aktiv zu werden. Ein Drittel von   weise im Telemonitoring, zum Einsatz kommen. Bislang
        gebnisse. „Andersherum betrachtet setzen aber mehr   ihnen plane sogar, in die USA zu expandieren.  war ein Platz im DiGA-Verzeichnis Medizinprodukten
        als 50 Prozent der Hausärzte DiGA eben noch nicht                        der Risikoklasse I und IIa vorbehalten. Anders als die
        ein.“ Es fehle ihnen an der Zeit, sich in neue Thera-  Ein wichtiges Signal: das Digital-Gesetz  DiGA mit niedriger Risikoklassifizierung können die
        pieoptionen einzuarbeiten oder gar intensiver mit ein-  Mit dem jüngst verabschiedeten Digital-Gesetz ( DigiG)   IIb-Produkte nicht vorläufig ins Verzeichnis aufgenom-
        zelnen Apps auseinanderzusetzen, um sie adäquat ver-  will der Gesetzgeber den DiGA nun zu mehr Rücken-  men werden, sondern müssen ihren medizinischen
        ordnen zu können. Hinzu komme die fehlende Ver-  wind verhelfen. Um sie tiefer in der Versorgung zu ver-  Nutzen von Anfang an belegen.  Zudem soll eine an-
        trautheit mit digitalen Anwendungen – auch seitens                       wendungsbegleitende Erfolgsmessung eingeführt und
        der Patientinnen und Patienten. Viele Ärztinnen und   Das Thema ist im    in die Preisgestaltung miteinbezogen werden. Bis zu 20
        Ärzte berichteten außerdem von mangelnder Thera-                         Prozent des Preises sollen dann erfolgsabhängig kal-
        pietreue: Viele Patientinnen und Patienten lösen die   digitalen Mainstream   kuliert werden. Die Hersteller müssen dafür kontinu-
        Verschreibungen nicht ein oder brechen die Therapie                      ierlich Ergebnisse messen und ans BfArM übermitteln.
        nach kurzer Zeit wieder ab.                  angekommen.                   „Das Digital-Gesetz ist nicht unsere einzige Bau-
           Henrik Emmert will sich davon nicht entmutigen                        stelle“, sagt Emmert. Die DiGA sollen unter anderem
        lassen: „Für die Ärztinnen und Ärzte lohnen sich  DiGA   ankern, hat er die Krankenkassen verpflichtet, den Frei-  an die elektronische Patientenakte und die Identitäts-
        allein schon deshalb, weil sie ihren Patientinnen und   schaltcode innerhalb von zwei Tagen an den Patien-  server der Krankenkassen angebunden werden. „Al-
        Patienten damit eine Unterstützung bieten können,   ten oder die Patientin zu übermitteln. Außerdem sollen   les in allem eröffnen sich den DiGA-Herstellern viele
        die es bislang nicht gegeben hat.“ Emmert ist Mit-    DiGA künftig auch als Medizinprodukte der Risikoklas-  neue Möglichkeiten. Langweilig wird es nicht!“<
        gründer und Geschäftsführer von aidhere. Dessen di-  se IIb für komplexere Behandlungsprozesse, beispiels-     $ JANA EHRHARDT-JOSWIG
        gitale Adipositas-Therapie zanadio war im Herbst
        2020 eine der ersten Anwendungen im DiGA-Ver-
        zeichnis. Heute gehört zanadio zu den fünf am häu-
        figsten verordneten DiGA. Das geht aus dem   INFO  Die Top 5 der DiGA
          DiGA-Spotlight hervor, einer gemeinsamen Erhebung
        von medatixx und Flying Health. „Die Top 5 gehören   1. DEPREXIS hilft Menschen mit einer Depression oder depressiven Ver-
        zu den DiGA der ersten Stunde und stehen bereits   stimmung. Die Nutzung erfolgt anonym und ist mit pseudonymisierten An-
        dauerhaft im Verzeichnis“, erläutert Laura   meldedaten möglich.
          Wamprecht. „Das Verhältnis zwischen dauerhaften   2. ZANADIO ist eine digitale, multimodale Adipositas-Therapie, die für Pati-
        und vorläufigen Apps hat sich bereits zugunsten der   entinnen und Patienten im BMI-Bereich von 30 bis 40 verfügbar ist. Das auf
        dauerhaft aufgenommenen DiGA verschoben. Dieser   zwölf Monate ausgelegte Programm adressiert die Bereiche Ernährung, Be-
        Trend wird sich fortsetzen“, ist die Digital-Health-   wegung und Verhalten, um eine nachhaltige Gewichtsreduktion zu erreichen.
        Enthusiastin überzeugt.                   3. KALMEDA  ist eine leitliniengerechte und vollständig kognitive Verhal-
           Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversor-  tenstherapie bei chronischem Tinnitus. Eine kausale Therapie bei chroni-
        gung beurteilt die Lage ganz anders als der GKV-SV.   schem Tinnitus ist nicht möglich. Kalmeda zeigt in einem mehrmonatigen
        Auch er hat im Januar einen DiGA-Report veröffent-  Übungsprogramm Schritt für Schritt, wie Patientinnen und Patienten die
        licht. Darin bescheinigt er den DiGA zunehmende Be-  Tinnitusbelastung deutlich reduzieren und wieder mehr Ruhe in ihr Leben
        deutung. Der Markt sei monatlich um durchschnitt-  bringen können.
        lich 19 Prozent gewachsen. Damit schlössen DiGA   4. SOMNIO wird zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen einge-
        nicht nur Versorgungslücken, sondern würden zuneh-  setzt. Sie wurde auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie
        mend zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor: Die   (KVT-I) entwickelt.
        Hersteller, meist Start-ups, würden nicht nur neue Ar-  5. VIVIRA bietet ein Training bei akuten und chronischen Rückenschmerzen.
        beitsplätze schaffen, sondern beabsichtigen laut ei-  Ein Algorithmus verwendet die Rückmeldung der Nutzer nach den Übungen,
        ner Umfrage des Verbandes auch, innerhalb der   um täglich individualisierte Übungsinhalte zu erstellen.<



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