Page 6 - xpress_Ausgabe 20.2
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Kompakt



        INTERVIEW         „DER BEGRIFF TELEMATIK WAR NICHT MEHR PASSEND.“

          Die KV Telematik hat sich in kv.digital umbenannt. Geschäftsführer Florian Fuhrmann erläutert, in welche Richtung
          sich die Digitaltochter der KBV in den vergangenen Jahren entwickelt hat und an welchen Diensten sie gerade arbeitet.



          Î ÎAus KV Telematik wird kv.digital. Warum diese Namensänderung?  Î ÎDer eTerminservice und die 116117.app waren im   FLORIAN FUHRMANN
          Die Umbenennung in kv.digital GmbH hat verschiedene Aspekte. Wir wurden   letzten Jahr ein großes Thema für kv.digital.  leitet seit sechs Jahren   Abb.: Florian Fuhrmann
          2014 als Nachfolgeorganisation der KV Telematik ARGE gegründet. Der Begriff   Die 116117.app wurde Ende 2019 veröffentlicht. Sie um-  die kv.digital
          Telematik passte anfangs auch, weil wir KV-Connect aufgebaut haben, was ein   fasst den ärztlichen Bereitschaftsdienst, die Bundesarztsuche und als drittes
          klassischer Telematikdienst ist. Als dann 2016 der eTerminservice auf Basis des   Feature seit 2020 die Terminbuchung online. Im Grunde kann der Patient jetzt
          GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes dazukam, ging es schon die ersten Schritte  über die App genauso Termine buchen, wie er das seit 2016 telefonisch über
          raus aus dem klassischen Telematikbereich. Jetzt haben wir im Jahr 2019 die   die Terminservicestellen kann. Wenn ein Termin gebucht wird, über welches
          116117.app veröffentlicht, und damit nimmt das ganze Thema Patientenservice  Frontend auch immer, bekommt der Arzt in seinem Frontend eine Meldung
          bei uns in der täglichen Arbeit so viel Raum ein, dass der Begriff „Telematik“   und kann den Termin in seine Praxissoftware übernehmen. Das ist noch kein
          nicht mehr passend war. Dazu kam, dass es häufig Verwechslungen gab mit der  Massengeschäft in Millionenbereichen, aber ein paar Tausend Termine haben
          Telematikinfrastruktur und mit der gematik, auch aufseiten der Ärzte.  wir seit Jahresbeginn schon über die App vermittelt.

          Î ÎIst die digitale KV-Welt aus KV-Connect und Sicherem Netz der KVen   Î ÎWie werden Sie dieses Angebot weiterentwickeln?
          (SNK) auf Dauer ein Auslaufmodell?                 Was noch dazukommen soll, sind Komfort-Features wie Erinnerungsmails
          Solange es bei KOM-LE Grenzen gibt, die es erschweren, die über KV-Connect   oder SMS. In der zweiten Jahreshälfte planen wir, im App-Bereich „Heute“,
          bereits umgesetzten Use Cases der innerärztlichen und auch der intersektora-  also bei den dringenden Terminen, die keine Notfälle sind, das Erst-
          len Kommunikation abzubilden, müssen wir KV-Connect im Interesse unserer   einschätzungsverfahren SmED online verfügbar zu machen. Darüber hinaus
          Nutzer und Partner weiter betreiben. Beispielsweise ist die Nachrichtengröße   sind mehrere Schnittstellen für Primärsysteme vorgesehen. Die Schnittstel-
          bei KOM-LE aktuell auf 25 Megabyte limitiert und damit kaum nutzbar für die   len für den Vermittlungscode und die korrekte Abrechnung des jeweiligen
          Übertragung von zum Beispiel radiologischen Befundbildern. Wir möchten   Terminservicefalls sind bereits in den Praxissoftwaresystemen umgesetzt.
          natürlich unsere Anwendungen und Nutzer auf KOM-LE migrieren, auch weil   Wir arbeiten zurzeit am Konzept einer weiteren Schnittstelle, die es Ärzten
          wir nicht wollen, dass Praxen auf Dauer zwei Kommunikationsdienste nutzen   ermöglichen wird, Termine für die Terminservicestelle oder die 116117.app
          oder bezahlen müssen. Deswegen wirken wir darauf hin, dass KOM-LE weiter-  direkt im Kalender der Praxissoftware oder ihrer Terminsoftware zu
          entwickelt wird.                                   organisieren.<





        ADIPOSITAS
        Apps verbessern das Ernährungsverhalten


                                                     Übergewicht ist ein großes Problem  scher bescheinigen den rund 30 unter-
                                                     unserer Zeit. Weltweit gelten rund zwei  suchten Apps einen positiven Effekt auf
                                                     Milliarden Menschen als übergewichtig  das Ernährungsverhalten, auf das Kör-
                                                     oder adipös. Psychologen der Univer-  pergewicht sowie auf verschiedene kör-
                                                     sität Konstanz und des Deutschen Ins-  perliche Gesundheitsindikatoren wie
                                                     tituts für Ernährungsforschung sind  zum Beispiel Cholesterinwerte. Die Apps
                                                     der Frage nachgegangen, ob mobile  waren bei unterschiedlichen Benutzer-
                                                     Interventionen mittels Smartphone-  gruppen – Patienten und gesunden, er-
                                                     Apps den Betroffenen helfen können.  nährungsbewussten Usern – gleicherma-
                                                     Dazu haben  sie in einer Übersichtsar-  ßen wirksam. Angeschaut haben sich die
                                                     beit insgesamt 41 wissenschaftliche  Wissenschaftler auch die von den Apps
                                                     Interventionsstudien ausgewertet, die  genutzten Strategien zur Verhaltensän-
                                                     Ernährungs-Apps auf ihre Effektivität  derung. Obwohl die Apps ein unterschied-
                                                   Abb.: Eaters Collective on Unsplash   studien wurden rund 6 300 Frauen und  nutzen sie im Wesentlichen nur vier ver-
                                                     hin untersucht haben. Über die Einzel-
                                                                                   liches optisches Erscheinungsbild haben,
                                                                                   schiedene Strategien zur Verhaltensän-
                                                     Männer in die Meta-Analyse einge-
                                                     schlossen. Die Altersspanne reicht von  derung: Ziele setzen, Feedback geben,

                                                                                   Wissen vermitteln.<
        WIRKSAM: Gesundheits- und Ernährungs-Apps    14 bis 68 Jahren mit einem Durch-  soziale Unterstützung bereitstellen und
                                                                                                      C UNI-KONSTANZ.DE
                                                     schnittsalter von 41 Jahren. Die For-
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