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Kompakt
UMFRAGE EPATIENT SURVEY KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Überraschungen in der Pandemie Motorische Störungen
frühzeitig erkennen
Die Studie „EPatient Survey“ geht regel- führen die Autoren auf den pandemiebe-
mäßig der Frage nach, wie die Bundes- dingten Rückgang der Arzt- und Apothe-
bürger digitale Gesundheits- und Medi- kenbesuche zurück – Ärzte und Apothe- Ärzte können anhand der Bewegung eines Patien-
zinanwendungen nutzen. Die aktuelle ker seien Empfehlungsgeber für Apps. ten auf eine neurologische Erkrankung schließen.
Studie mit 5 100 Befragten gibt einen Ebenfalls rückläufig (von 33 auf 25 Pro- Die herkömmliche computergestützte Bewegungs-
Einblick über die Veränderungen im ver- zent) waren die analyse, bei der die Patienten mit reflektierenden
gangenen halben Online-Ter- Markierungen gefilmt werden oder die Aufnahmen
Jahr. So hat minbuchun- bei der Nachbearbeitung mit virtuellen Markern
sich beispiels- gen. Die Stu- versehen werden, ist jedoch aufwendig. Hinzu
weise die Zahl dienautoren kommt, dass das auffällige Bewegungsverhalten
der Patienten, führen diesen bekannt sein muss, damit es untersucht wird. Com-
die Online- Rückgang auf puterwissenschaftler der Universität Heidelberg
Sprechstunden die reduzierten haben ein neues Diagnoseverfahren entwickelt,
nutzen, von 4,6 Sprechzeiten vie- das eigenständig sowohl ein charakteristisches
Prozent auf 10,7 Prozent mehr als verdop- ler Ärzte in der Pandemie zurück. Bewegungsverhalten als auch krankhafte Abwei-
pelt. Drei Viertel dieser Nutzer sind ur- Ein weiteres Ergebnis: Chronische Pati- chungen erkennen kann. Dazu verwenden sie ein
bane Akademiker mit vergleichsweise enten und bildungsferne Schichten waren
wenig chronischen Diagnosen. „Einmal vom Rückgang der Arztbesuche beson- Abb.: Adobestock © Microgen
Abb.: iStockphoto.com © Planet Flem len die Studienautoren fest. Eine digi- dieser Gruppe sogenannte analog-digitale
digital, heißt immer wieder digital“, stel-
ders betroffen. Die Autoren empfehlen,
Hybridlösungen wie etwa Assistenten
talaffine Gruppe von 18 Prozent der Be-
völkerung, die Kassen-Apps verwendet, oder Terminals zur Verfügung zu stellen,
nutzt auch die Online-Sprechstunde. Den die den Patienten zeigen, wie sie Arztter-
leichten Rückgang von 11 auf 9 Prozent mine digital buchen können.<
bei Medikamenten- und Diagnostik-Apps
C EPATIENT-SURVEY.DE
NOTFALLDATEN UND eMEDIKATIONSPLAN
Umfrage zu Akzeptanz und Praxistauglichkeit
BEOBACHTUNG: Bewegungsanalyse mittels Kamera
Im Notfall geht es oft hektisch zu. Der praxen in der Region Westfalen-Lippe
Patient findet seinen papiergebundenen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sogenanntes künstliches neuronales Faltungsnetz-
Medikationsplan nicht und kann sich auch beide Anwendungen insgesamt gut funk- werk, wie es auch in der Bilderkennung eingesetzt
nicht daran erinnern, welche Allergien er tionieren. Die beteiligten Ärzte und Pati- wird. Da die künstliche Intelligenz zwischen Kör-
hat. Damit einem Arzt, der diesen Patien- enten nutzten die Anwendungen mit ho- perhaltung und Aussehen unterscheiden kann,
ten noch nie gesehen hat, her Motivation. Was die waren die Forscher in der Lage, das Netzwerk so
dennoch diese lebenswich- Praxistauglichkeit anbe- zu trainieren, dass es ähnliches Bewegungsverhal-
tigen Daten zur Verfügung Es fehlt noch an langt, gibt es aber noch Luft ten trotz großer Unterschiede in der äußeren Er-
Informationen
stehen, können sowohl der nach oben. Dies betrifft vor scheinung der jeweiligen Individuen identifizieren
eMedikationsplan als auch allem die erstmalige Erstel- kann. Der maschinenlernende Algorithmus kann
ein eNotfalldatensatz (mit zur Benutzung lung des Notfalldatensatzes bestimmen, welche Körperpartie betroffen ist,
Informationen über Allergi- der PIN. oder der Medikationsdaten sodass Abweichungen im Bewegungsmuster im
en) auf der Gesundheitskar- auf der Karte sowie die In- Video verstärkt, dadurch sichtbar gemacht und mit
te gespeichert werden. Die formationen zur Benutzung Referenzaufnahmen von anderen gesunden oder
gematik hat wenige Monate nach dem der PIN, mit der die Versicherten den Zu- ebenfalls beeinträchtigten Personen verglichen
Start dieser beiden Anwendungen vom griff auf die gespeicherten Daten schützen werden können. Die Ärzte sollen dadurch in die
IGES Institut untersuchen lassen, wie es können. Hier wünschen sich die Beteilig- Lage versetzt werden, auch sehr subtile motorische
um deren Akzeptanz und Praxistauglich- ten mehr Informationen. Auch die Einbet- Störungen zu erkennen, die sie mit bloßem Auge
keit bestellt ist. In einer drei- bis fünfmo- tung der beiden Anwendungen in die leicht übersehen würden. Auch Fortschritte bei
natigen Testphase wurden knapp 1 400 Praxisabläufe funktioniert der Umfrage den Behandlungen von motorischen Störungen
Versicherte, 230 Arztpraxen, 50 Apothe- zufolge noch nicht optimal.< können mit dem neuen Verfahren dokumentiert
ken, 3 Krankenhäuser und 2 Notdienst- C GEMATIK.DE werden.< C UNI-HEIDELBERG.DE/COMPVIS
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