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Porträt
ihres FSJ in Vietnam. Dort erlebte sie eine Mas-
senpanik, bei der Menschen verletzt wurden.
Damals wünschte sich die junge Frau, richtig
helfen zu können. In der Folge stand ihr Ent-
schluss fest und sie bewarb sich noch in
Vietnam auf einen Medizin-Studienplatz in
Deutschland.
Die Medizinerin hält sich selbst nicht für
eine Überfliegerin, aber ohne ein hohes Maß
an Disziplin und wohl auch Begabung lässt sich
ihr Pensum schwerlich bewältigen. Ein Haupt-
antrieb für ihre vielen Aktivitäten dürfte ihre
Neugierde sein. „Mich hat das interessiert“,
sagt sie oft, oder „das finde ich spannend“, oder
„ich wollte herausfinden, ob …“. Das prägt auch
ihren Blick über den Tellerrand in andere Wis-
sensbereiche. So bekam sie über einen Freund
Kontakt zu einer Fachorganisation, in der vie-
le Betriebswirtschaftler waren. „Das war span-
Abb.: Mike Henning nend, weil die ganz anders zusammenarbeiten
und Effizienz anders leben.“ Ihre Wissbegierde
JANA AULENKAMP bezieht sich häufig auf die Strukturen und Me-
chanismen des Gesundheitswesens und wie
man Ideen aus anderen Fachgebieten darauf
anwenden kann. „Den Betriebswissenschaft-
lern geht es um die gute Zusammenarbeit zwi-
schen Menschen und einer Organisation“, be-
richtet sie. Ihr sei dabei aufgegangen, dass
dieser Themenbereich in der Medizin nur sehr
schlecht abgedeckt ist. Das bestärkte ihren
Die die Strukturen, in denen sie als angehende Me-
Wunsch, sich in dem Bereich zu betätigen und
ana Aulenkamp hat im Moment etwas Zeit, dizinerin arbeiten würde, aktiv mitzugestalten
denn sie hat gerade ihr medizinisches Exa- und zu verbessern.
Jmen beendet und muss jetzt „nur noch die „Die aktuellen Entwicklungen im Gesund-
Aktivistin
Doktorarbeit fertig machen“, wie sie sagt. Für heitswesen sind nichts Neues. Sie
andere wäre das schon Anstrengung genug, gab es bereits in der Wirtschaft,
doch für Aulenkamp ist es tatsächlich eine eher darum weiß man auch, was als
ruhigere Phase. Geboren in Düsseldorf, hat sich Nächstes kommt. Es gibt derzeit
die 29-Jährige schon früh in vielen Bereichen eine Wertorientierung in Rich-
engagiert: in der Schülervertretung, als Ju- tung der Mitarbeiter. Dem folgt eine Selbstor-
Die junge Ärztin Jana
gendratsmitglied der Stadt Ratingen, in ihrem ganisation hin zu agilen Strukturen“, erklärt
Aulenkamp hat sich bereits
Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in Vietnam. Aulenkamp. Krankenhäuser hinken diesen
Und so viel Engagement gibt man nicht einfach im Studium für moderne und Entwicklungen hinterher, so die Ärztin, aber
effiziente Arbeitsstrukturen
auf, nur weil man Medizin studiert. So wundert deren Eintreten sei nicht aufzuhalten und sie
in der Medizin eingesetzt.
es nicht, dass sie während ihres Studiums von sehe das auch als eine Chance, sich in diesen
2011 bis 2019 an der Ruhr-Universität Bochum Prozess einzubringen.
auch noch in der Studentenvertretung oder als Wie man die medizinische Arbeitswelt von
Bundeskoordinatorin für Gesundheitspolitik morgen gestalten kann, ist ein Thema, das
in der Bundesvertretung der Medizinstudie- Aulenkamp gern mit ihrem Hobby, dem Reisen,
renden in Deutschland (bvmd) aktiv war und verbindet. Während ihres Studiums war sie
nebenbei eine Ausbildung zum Trainer für die für eine Famulatur in Japan und in Finnland.
Leitung von Gruppen absolvierte. Von ihren Aufenthalten bringt sie immer neue
Aulenkamp reist gern. Auch die Initialzün- Ideen mit. „Wenn man sich in andere Länder
dung für ihren Entschluss, Medizin zu studie- begibt, bekommt man ein Gefühl dafür, dass
ren, passierte auf einer Reise, nämlich während der deutsche Weg nicht unbedingt der einzig
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