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DERMATOLOGIE                                                       KOLUMNE        DIERKS‘ ANTWORT
        Vernetzung von Haus- und Facharzt
                                                                             Bevor die Fernbehandlung
        Im Pilotprojekt „TeleDerm“ können sich  am 1. Juni 2018 gestartet. Beteiligt sind   in ganz Deutschland mög-
                                                                             lich sein wird, müssen
        Patienten den Gang zum Dermatologen  die AOK Baden-Württemberg, das Uni-
                                                                             noch einige Hürden besei-
        sparen. Hauterkrankungen oder -verän-  versitätsklinikum Tübingen sowie 50
                                                                             tigt werden.
        derungen werden direkt in der Hausarzt-  Praxen aus den Landkreisen Böblingen,
        praxis fotografiert und die             Calw, Rottweil und Zollern-
                                   Therapie
        Bilder zusammen mit den Be-             alb, die  an der  hausarzt-   Î ÎDer Deutsche Ärztetag
        schwerdebefunden über eine              zentrierten Versorgung teil-  erlaubt die Telemedizin –    PROF. DR. DR.
        sichere Internetverbindung   ohne lange    nehmen. Ziel des Projekts ist   wird jetzt alles gut?   CHRISTIAN DIERKS
                                                                                                    ist Rechtsanwalt und
                                    Wege                                                            Facharzt für Allge-
        an einen Hautarzt gesendet.             es, ein Jahr lang zu untersu-                                      Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
        Der gesamte Ablauf erfolgt              chen, in welchem Umfang die   Ein großer Schritt in die rich-  meinmedizin. Vorwie-
                                                                                                    gend berät er mit sei-
        datenschutzkonform. Inner-              Überweisungen an Dermato-    tige Richtung – „Endlich!“,   ner Kanzlei Leistungs-
        halb von 48 Stunden bekommen die Pa-  logen und die Wartezeiten auf einen   möchte man sagen. Formal   erbringer im Gesund-
        tienten von ihrem Hausarzt die Diagnose  Facharzttermin zurückgehen. Von der   ist jedoch noch gar nichts   heitswesen. Ein
                                                                                                    Schwerpunkt liegt da-
        des Facharztes mitgeteilt. Die gesamte  engmaschigen Vernetzung von Haus- und   passiert. Die Musterberufs-  bei in den Rechtsfra-
        Behandlung findet beim Hausarzt statt,  Facharzt profitieren im Projekt vor allem   ordnung gilt genau nirgend-  gen von Teleme dizin
                                                                                                    und E-Health.
        der sich per Telekonsil mit dem Dermato-  Patienten mit langen Anfahrtswegen.<     wo. Ihre Änderung hat aber
        logen berät. Das Projekt „TeleDerm“ ist                  C BW.AOK.DE    C MEDIZIN.UNI-TUEBINGEN.DE  eine wichtige Vorbildfunkti-
                                                                             on. Es ist nun kaum vorstellbar, dass einige Ärz-
                                                                             tekammern sie nicht umsetzen. Warum? Sie wür-
        SELTENE ERKRANKUNGEN                                                 den hinnehmen, dass die Patienten und Patien-
        Hilfe im großen Stil                                                 tinnen in ihrem Kammerbezirk telematisch von
                                                                                den Ärzten aus den anderen Kammerbezir-
        Patienten mit seltenen Erkrankungen  nem eigenen Datenschutzkonzept ent-       ken behandelt werden dürfen,
        haben es besonders schwer. Aufgrund  wickeln. Ärzte sollen diese Patien-  ZAHL DES   nicht jedoch von den eigenen.
        der zu geringen Fallzahlen gibt es keine  t en a k t en au ß er h a l b d er        Eine rechtlich zulässige,
                                                                       QUARTALS              aber doch sicher drama-
        flächendeckende  Versorgung  durch  bestehenden Klinikinformati-
        Fachärzte, und die Erkrankungen wer-  onssysteme führen und Pati-   Deutschland belegt Platz  tisch empfundene Art
                                                    Erkankun- 21
        den oft erst sehr spät diagnostiziert. Um  enten die Möglichkeit haben,                der „Inländer-Diskri-
        die Situation für die Betroffenen zu ver-  ihre  Daten einzusehen. Um                  minierung“. Es liegen
        bessern, haben sich fünf baye-         die Erforschung                                 auch noch zwei Hin-
        rische Zentren für Seltene                der seltenen                                 dernisse auf dem
        Erkrankungen (Univer-                                                                 Weg: Das eine ist das
        sitätsklinika Regens-                        gen voran-                              Heilmittelwerbegesetz,
                                                                     im E-Health-Ranking der EU.
        burg, Würzburg, Er-                           zutreiben,                            das eine Werbung für die
                                                                         Quelle: EU-Kommission
        langen, LMU und TU                             pl a n e n  d i e                  Fernbehandlung verbietet.
        München) mit dem                               Projektpartner                  Nach meiner Interpretation kann
        Zentrum für Tele-                               zudem den Auf-            dies aber nur ein Verbot der Werbung
        medizin Bad Kissin-                             bau einer zentra-    für die unzulässige Fernbehandlung sein. Soweit
        gen vernetzt. Ziel                              len Datenbank.       sie zulässig ist, muss sie auch beworben werden
        dieses „BASE“-Netzes                           Die  Bayer ische      dürfen. Dies ist schon verfassungsrechtlich ge-
        ( Bayerischer  Arbeits-                       Landesregierung        boten. Und die andere Hürde ist das den Apo-
        kreis für Seltene Erkran-             Abb.: iStockphoto.com © voinSveta  fördert das auf drei   thekern auferlegte Verbot, ein Rezept zu bedie-
        kungen) ist es, die fach-                   Jahre angelegte Projekt   nen, das auf telematischem Wege entstanden
        ärztliche Beratung für betrof-             zunächst  mit  500 000    sein könnte. Hier gibt es jedoch eine Ausnahme-
        fene Patienten auch außerhalb            Euro. Der gesamte Förder-   regelung, die für die neue Form der Arzt-Patien-
        der Ballungszentren zu verbes-           bedarf beziffert sich auf 1,8   ten-Kontakte fruchtbar gemacht werden kann.
        sern und klinische Studien                Millionen Euro. In Bayern   Die mit den laufenden Verfahren befassten Ge-
        über seltene Erkrankun-                     leiden  über  600 000    richte müssten dies erkennen. Dann kann die
        gen zu koordinieren.                         Menschen an einer       Reise weitergehen, und zwar vorwärts!<
        Außerdem möchte das                            der 8 000 bekann-
          BA SE-Net z  eine                             ten seltenen Er-
        elektronische Pa-                                 krankungen.<
        tien tenakte mit ei-                                    C UKR.DE

                                                                                                             x.press 18.4   05
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