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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ                                             KOLUMNE        DIERKS’ ANTWORT
        Bessere Versorgung nach Nierentransplantation
                                                                             Der Chaos Computer Club
                                                                             (CCC) hat eine Sicherheitslü-
                                       Abb.: Fenno Brunken/Uniklinikum Erlangen  – Universitätsmedizin Berlin sowie den   entdeckt.
                                        des Uniklinikums Essen und der Charité
                                                                             cke im Video-Ident-Verfahren
                                        an der Nachsorge beteiligten niederge-
                                        lassenen Nephrologinnen und Nephrolo-
                                        gen ermöglicht. Mit einer weiteren App
                                                                               	Die gematik hat das Vi-
                                                                             Î
                                        sollen  die  Patieninnen  und  Patienten
                                        täglich ihr Wohlbefinden und Vitalpara-
                                                                                                    CHRISTIAN DIERKS
                                                                             Anlegen der elektronischen
                                        meter erfassen, welche sie mit digitalen
                                                                                                    ist Rechtsanwalt und
                                                                             Patientenakte ausgesetzt –
                                                                                                    Facharzt für Allge-
                                        Waagen und Blutdruckgeräten messen   deo-Ident-Verfahren für das   PROF. DR. DR.     Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
                                        und via Bluetooth übertragen. Darüber   Wie geht es weiter?  meinmedizin. Vorwie-
                                                                                                    gend berät er mit sei-
        TRANSPLANTATION: Prof. Dr. Mario Schiffer, Konsorti-  hinaus bietet die App Kommunikations-  ner Kanzlei Leistungs-
        alführer von smarNTx, im Nachsorgegespräch mit einer   schnittstellen  und  auch  eine  Erinne-  Nun, Rückschläge im Fortschritt   erbringer im Gesund-
        Patientin, die kürzlich eine neue Niere erhalten hat.                                       heitswesen. Ein
                                        rungsfunktion zur Einnahme der Medi-  sind zu erwarten, auch wenn bei   Schwerpunkt sind die
        Die durchschnittliche Lebensdauer einer  kamente auf der Grundlage des hinter-  neuen Technologien die Pflicht   Rechtsfragen von
        Spenderniere liegt zurzeit bei 15 Jahren.  legten Medikationsplans; aktuelle La-  besteht, Risiken zu antizipieren   Teleme dizin und
                                                                                                    E-Health.
        Im Projekt smarNTx soll mit künstlicher  borwerte und Medikationspläne über-  und durch vorausschauendes
        Intelligenz, Telemedizin und Smart De-  mitteln die Transplantationszentren an   Handeln zu neutralisieren. Dank CCC und eines beauf-
        vices die Nachsorge von Nierentrans-  die App. An jedem Transplantationszen-  tragten Unternehmens hat sich eine Lücke gezeigt, die
        plantierten verbessert werden. Ziel ist  trum wurde ein Telemedizinteam gebil-  nicht sein darf und zu schließen ist. Es ist aber wichtig,
        es, die Lebensdauer der Organe zu erhö-  det, das die Daten der Patientinnen und   genau hinzuschauen: Identifikation, Authentisierung
        hen. Das Projekt smarNTx richtet sich an  Patienten überwacht und mithilfe von   und Authentifizierung sind drei Schritte. Die Identifika-
        Patientinnen und Patienten im ersten  künstlicher Intelligenz auswertet, so-  tion braucht es einmal am Anfang, dazu gibt es Alter-
        Nachsorgejahr. Die Transplantierten er-  dass die Nephrologen bei Auffälligkeiten   nativen. Die Authentifizierung bleibt sicher. Und:
        halten eine Smartphone-App, die einen  sofort intervenieren können. Das Projekt   Wenn es für Banktransaktionen gelingt, Video-Ident-
        automatisierten Datenaustausch zwi-  wird vom Innovationsfonds des Gemein-  Verfahren zu etablieren, die von der Finanzaufsicht ak-
        schen den beteiligten Transplantati-  samen Bundesausschusses mit rund 5,7   zeptiert werden, ist dies für die Krankenversicherung
        onszentren des Uniklinikums Erlangen,  Millionen Euro gefördert.<    C UK-ESSEN.DE  ebenfalls möglich. Allerdings ist auch die Ex-
                                                                                       tremposition des Bundesbeauftragten
                                                                       ZAHL DES           nicht richtig, der die Erfüllung
        ARZNEIMITTELTHERAPIESICHERHEIT                                                      der Kriterien der Verordnung
        Bis zu 70 000 Todesfälle vermeidbar                            QUARTALS              über elektronische Identifi-
                                                                                              zierung und Vertrauens-

        Die Krankenkasse BARMER hat bei der  ment) für Polypharmazie-   79 %                   dienste für elektronische
        Vorstellung ihres neuen Arzneimittelre-  Patienten. Im Projekt von                     Transaktionen, eIDAS,
        ports eine stärkere Nutzung digitaler  BARMER und KV Westfalen-                        verlangt. Dies findet kei-
        Werkzeuge in der Arzneimitteltherapie  Lippe hatten von Juli 2017 bis   der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen   ne Grundlage im SGB V
                                                                  übermitteln Ärzte inzwischen digital   und auch die eGK hat die-
        gefordert. Dabei verwies die Kasse auf  Juni 2021 rund 940 Hausärz-
                                                                       an die Krankenkassen.
        das Innovationsfondsprojekt AdAM (An-  tinnen und Hausärzte über   (Stand: 23.10.2022)  se Kriterien nie erfüllt. Dies
        wendung digital-gestütztes Arzneimit-  11 000 Patientinnen und Patien-              sollte aber für die Zukunft
                                                                          Quelle: BARMER
        teltherapie- und Versorgungs-Manage-  ten mit Polypharmazie betreut. Die          durchaus geprüft werden, denn
                                                                                       die ePA ist mehr als nur ein Nachweis
                                        Kasse hatte den Medizinern aus Routine-  zur Inanspruchnahme von Sozialversicherungs-
                                     Abb.: istockphoto © vladwel   – Informationen zu Vorerkrankungen   leistungen, sie enthält sensible Gesundheitsinformatio-
                                        daten – mit Einwilligung der Patienten
                                                                             nen und bedarf daher eines höheren Schutzes als die
                                        und Arzneimitteln digital zur Verfügung
                                                                             eGK. Mit der Umstellung auf die Opt-out-ePA bedarf es
                                        gestellt. Zusätzlich erhielten die Ä� rztin-
                                        nen und Ä� rzte während der Therapie
                                                                             rung, Befüllung (besser mit Rückwirkung) und Nutzer-
                                        Hinweise auf vermeidbare Risiken. Er-  ohnehin eines differenzierten Prozesses: Authentifizie-
                                        gebnis: Die Sterblichkeit der beteiligten   differenzierung sind hier die Challenges, und der Ver-
                                        Patienten lag 10 bis 20 Prozent niedriger   zicht auf die datenschutzrechtlich überflüssige Regis-
                                        als bei anderen Patienten. Hochgerech-  trierung, damit für den Patienten nicht nur das Recht
                                        net auf das Bundesgebiet ließen sich laut   auf Datenschutz, sondern auch sein Recht auf Daten-
                                          BÄRMER jährlich 65 000 bis 70 000 To-  verarbeitung realisiert wird.<
        MEDIKATION: IT-Unterstützung kann Leben retten.  desfälle vermeiden.<    C BARMER.DE

                                                                                                             x.press 23.1   05
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