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Kompaktompakt
        K



                                                                                  STUDIE
                                                                                  Der Patient der Zukunft

                                                                                  Die vierte „Future of health“-Studie der
                                                                                  Unternehmensberatung Roland Berger
                                                                            Abb.: Interprofessionelles Studienzentrum für Bewegungsforschung (SZB)  befragt. Da den Patientinnen und Patien-
                                                                                  befasst sich mit den „Patienten der Zu-
                                                                                  kunft“. Weltweit hat das Unternehmen
                                                                                  knapp 2 500 Menschen aus 19 Ländern

                                                                                  ten in der Zukunft neue Behandlungsop-
                                                                                  tionen zur Verfügung stehen, wurden die
                                                                                  Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach
                                                                                  ihrer Offenheit gegenüber digitalen Ge-
                                                                                  sundheitsangeboten gefragt. Dabei zeigte
                                                                                  sich, dass ältere (und zumeist weniger ge-
                                                                                  neuen Angebote skeptischer sehen und
                                                                                  eine herkömmliche Behandlung favorisie-
        KÜNSTLICHE INTELLIGENZ                                                    sunde)  Patientinnen  und  Patienten  die
                                                                                  ren. Die jüngere (und in der Regel gesün-
        Personalisierte Diagnose bei Rückenproblemen                              dere) Generation hingegen ist wesentlich
                                                                                  aufgeschlossener gegenüber digitalen Ge-
        Viele Menschen in Deutschland haben Rückenprobleme. Präventionsprogramme wie etwa Rü-
        ckengymnastik oder Entspannungsübungen zeigen oft nicht die erwünschte Wirkung, weil die Ur-
        sache der Schmerzen nicht definiert ist. Ein interdisziplinäres Forscherteam der TU Kaiserslautern,
        der Universitätsmedizin Mainz sowie weiterer Projektpartner hat ein neues Verfahren vorgestellt:
        Hierbei wird mit einem Projektor ein Lichtgitter auf den Rücken eines Patienten projiziert. Mittels
        künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen erfolgt dann eine Berechnung des individuellen                   Abb.: Adobestockphoto © kirasolly
        Modells der Wirbelsäule. Das Ziel: Die an einer Therapie beteiligten Ärztinnen und Ärzte sowie
        Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sollen Bewegungsdaten ihrer Patientinnen und Pati-
        enten auf die Plattform hochladen und erhalten über die künstliche Intelligenz eine Einschätzung
        des Krankheitsbildes. Mit jedem Datensatz lernt das System selbstständig hinzu.<   C UNI-KL.DE
                                                                                  sundheitsangeboten. Einen weiteren Un-
                                                                                  terschied fanden die Studienautoren auch
        DIGITALE GESUNDHEITSANWENDUNGEN                                           zwischen industrialisierten und weniger
        Verschärfte Datenschutzanforderungen                                      industrialisierten Ländern: Die größten
                                                                                  Vorbehalte, ihre Daten zu teilen, hatten
        Seit zwei Jahren können Ä� rztinnen und Ä� rz-  erhalten sie nur, wenn sie anhand von Prüf-  Befragte in der Schweiz, Japan und Frank-
        te sowie Psychotherapeutinnen und Psycho-  kriterien nachweisen können, dass ihre An-  reich. Menschen aus Südafrika, den Verei-
        therapeuten digitale Gesundheitsanwen-  wendung datenschutzkonform ist. Die Prü-  nigten Arabischen Emiraten, China, Katar
        dungen (DiGA) verordnen, die im DiGA-Ver-  fung nimmt eine akkreditierte Stelle vor. Bei   und Mexiko waren eher bereit, ihre Daten
        zeichnis des Bundesinstituts für Arzneimit-  der Festlegung der neuen Prüfkriterien wa-  weiterzugeben. Noch deutlicher treten die
        tel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet  ren der Bundesbeauftragte für den Daten-  Unterschiede zutage, wenn es um teleme-
        sind.  Zu  den  Prüfkriterien  des         schutz und die Informationsfrei-  dizinische Leistungen geht, die nicht vom
        BfArM vor der Aufnahme in das   DiGA mit    heit (BfDI) und das Bundesamt   Hausarzt, sondern von einem IT-Giganten
        Register gehört auch der Daten-            für Sicherheit in der Informati-  wie Apple oder Google erbracht werden.
                                    Datenschutz-
        schutz. Durch die 1. DiGÄVÄ� ndV           onstechnik (BSI) eingebunden.   Fast die Hälfte der Deutschen würde die-
        (Erste Verordnung zur Ä� nderung   zertifikat  Das  BfArM zählt nach  eigenen   sen Service nur nutzen, wenn er kostenlos
        der Digitale Gesundheitsanwen-             Angaben zu den ersten Behörden   wäre, ein knappes Drittel lehnt die Weiter-
        dungen-Verordnung) sowie einer             in der Europäischen Union, die   gabe der Gesundheitsdaten an ein Tech-
        Ä� nderung des § 139e SGB V (Fünftes Sozial-  ein solches Datenschutzzertifikat entwickelt   unternehmen generell ab. Dem gegenüber
        gesetzbuch) wurden die Anforderungen an  haben. Im Rahmen der EU-Harmonisierung   stehen Chinesen und Brasilianer, die zu
        den Datenschutz verschärft. Künftig müssen  können sich die Prüfkriterien aber noch än-  47 Prozent beziehungsweise 37 Prozent
        Anbieter vor der Aufnahme ihrer App in das  dern. Die strengeren Prüfkriterien sollen   sogar bereit wären, für die regelmäßige
        DiGA-Verzeichnis dem BfArM  ein Daten-  auch bei den digitalen Pflegeanwendungen   Nutzung eines solchen Angebots zu be-
        schutzzertifikat vorlegen. Dieses Zertifikat  (DiPA) verwendet werden.<       C BFARM.DE  zahlen.<        C ROLANDBERGER.COM

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