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Kompakt




        INTERVIEW         ES GIBT GRUND FÜR FRUST

          Zu Beginn der Ära Lauterbach in der deutschen Gesundheitspolitik gibt es in der praktischen Umsetzung der
          Telematikinfrastruktur (TI) großen Handlungsbedarf. Der Experte Mark Langguth erläutert, wo es aktuell knirscht.



          Î ÎWie ist Ihre aktuelle TI-Zwischenbilanz?        sind die Einträge teilweise noch fehlerbehaftet.     Abb.: privat
          Wir sehen, was zu erwarten war, nämlich eine Überlastungssituation der  Vor allem aber wurde nicht über eine sinnvolle   MARK LANGGUTH
                                                                                                 ist Unternehmensberater
          gematik und der Hersteller. Das zieht sich durch alle Anwendungen und be-  Nutzung der Einträge nachgedacht. Es ist für An-  in Berlin mit Fokus auf das
          trifft alle Akteure. Zu den Problemen mit den Anwendungen kommt jetzt   wender nicht erkennbar, welche der bis zu 1 000   digitale Gesundheitswe-
                                                                                                 sen. Bis 2019 war er bei
          noch das Problem mit der elektrostatischen Aufladung einiger NFC-fähiger   KIM-Adresseinträge zu einem Verzeichniseintrag   der gematik, unter ande-
          eGK. Es gibt schon Grund für Frust draußen im Feld.  in welchem Fall zu verwenden ist und welche   rem als Leiter Spezifikation
                                                             Person zu welcher Einrichtung gehört.  und später als Leiter Pro-
                                                                                                 duktmanagement, tätig.
          Î ÎWas ist da mit den eGK genau passiert?
          Es handelt sich um ein unerwünschtes Verhalten einiger, wohl nicht al-  Î ÎWelche politischen Forderungen lassen sich aus den TI-Erfahrungen
          ler, NFC-fähiger eGK in der Interaktion mit den Kartenterminals. Die be-  der letzten Monate ableiten?
          troffenen Krankenkassen müssen jetzt die Karten austauschen und die   Die Minimalforderung wäre, dass es jemanden gibt, der komplexe Pro-
          Anwender übergangsweise mühsame Workarounds etablieren, bei de-  zesse übergreifend Ende-zu-Ende und neutral koordiniert. Noch besser
          nen die elektrostatische Aufladung der eGK manuell abgeleitet wird. Am  wäre, wenn der- oder diejenige dann auch eine Weisungsbefugnis hätte
          allerärgerlichsten ist, dass jetzt wieder diese unnützen Einwürfe kom-  und haftbar gemacht werden könnte. Nehmen wir das eRezept: Es
          men, wonach Chipkarten Steinzeittechnik seien. Was wir während der   braucht jemanden, der oder die fachlich verantwortlich ist für die Ge-
          Pandemie gesehen haben, ist, dass NFC-fähige Karten und dazu passen-  samtstrecke und diese gegenüber den Kunden verantwortet. Dann
          de Kartenterminals State of the Art sind, wenn es um massenhafte Au-  braucht es eine frühe Erprobung im Vorfeld, bei der Kunden aktiv in die
          thentifizierungen beim kontaktlosen Bezahlen geht.  Konzeption eingebunden werden und Verbesserungsschleifen vorgese-
                                                             hen sind. Nutzerzentrierung darf kein Buzzword sein. Politisch könnte
          Î ÎWie läuft es bei KIM und der eAU?               man die Hoffnung haben, dass das, was im Koalitionsvertrag als Digi-
          Einige Praxissoftware-Umsetzungen sind gelungen, bei anderen nehme   talstrategie und Umwandlung der gematik in eine Digitalagentur recht
          ich zwei Problembereiche wahr. Eine schwache Usability und eine   nebulös angekündigt wird, genau in diese Richtung geht. Wir werden
          schlechte Performance. Auch der Verzeichnisdienst knirscht. Zum einen   sehen.<






        ANGSTERKRANKUNGEN                                                                                                                                           online
        Der Nutzen von Smartphone-Apps

        Menschen, die unter A� ngsten leiden,                                          ten ihren A� ngsten stellen. Die ande-
        müssen oft lange auf einen Thera-                                              re App stellt den Nutzern Achtsam-
        pieplatz warten. Um diese Wartezeit                                            keits- und Entspannungsübungen
        zu überbrücken oder in der Pande-                                              zur Verfügung, mit denen sie ihr
        mie eine kontaktfreie Behandlung                                              Abb.: J.F. Saba / Universitätsklinikum Bonn (UKB)  Angstniveau regulieren sollen. An
        zu erhalten, kommen verstärkt                                                  der Studie teilnehmen können Pati-
        Smart-phone-Apps zum Einsatz. Die                                              enten im Alter von 18 bis 60 Jahren        Weil die Digitalisierung Sie flexibler macht.
        Forschungsgruppe „Virtual Reality                                              mit Verdacht auf Panikstörung oder
          Therapy and  Medical Technology“                                             Platzangst. Die Studie läuft vollstän-     ORGA 930 M online.
        an der Klinik für Psychiatrie und                                              dig kontaktfrei ab. Nach einer diag-
        Psychotherapie am Universitätskli-                                             nostischen Eingangsuntersuchung            Erfassung der Versichertenstammdaten sicher und mobil.
                                                                                                                                  Das mobile eHealth-Kartenterminal ORGA 930 M online ist hierfür
        nikum Bonn möchte in einer Studie                                              mittels Videotelefonie erfolgt eine
                                                                                                                                  bestens ausgestattet und ein unentbehrlicher Begleiter bei Hausbe-
        die Wirksamkeit zweier Smartpho-                                               fünfwöchige Nutzungsphase. U� ber
        ne-Apps zur Therapie bei Panikstö-                                             Online-Befragungen  erhalten  die
                                                                                                                                  suchen, im Notfalleinsatz, im Krankenhaus und in der Praxis.
        rung oder Platzangst miteinander                                               Forscher Rückmeldungen der Studi-
        vergleichen. Die beiden Apps verfol-                                           enteilnehmer.Die Studie soll einen
        gen jeweils einen anderen Ansatz:                                              Beitrag zur evidenzbasierten Prü-
                                                                                                                                                                                                                Wir beraten Sie persönlich:
        Eine auf Virtual  Reality basierte App                                         fung von digitalen Gesundheitsan-                                                                                       Worldline Healthcare GmbH
        bietet die klassische Konfrontati-  PLATZANGST: Ein Patient stellt sich mittels Konfrontationsübung per Virtual-Reality-App    wendungen ( DiGA) leisten.<                                              kontakt.ihc@ingenico.com
        onstherapie, bei der sich die Patien-  gezielt seinen Ängsten in einem Fahrstuhl.                 C UKBONN.DE
                                                                                                                                                                                                              www.ingenico.de/healthcare
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