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Abb.: privat







                                                                               Abb.: SWR Fernsehen
























         ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: Die Politikerin vertritt die Anliegen der Ärztinnen im Deutschen Hausärzteverband.  THERAPIE: Die Ärztin betreut schwerpunktmäßig COVID-19-Patienten.
        für bessere Arbeitsbedingungen für Frauen in  dizinerin auch noch Professorin für Physician  Abb.: privat
        Berufspolitik zu gehen und sich unter anderem
                                              Seit dem Sommersemester 2021 ist die Me-
        Gesundheitsberufen einzusetzen.     Assistance, Schwerpunkt Allgemeinmedizin,
                                            an der Europäischen Fachhochschule Köln. Die
        Einstieg in die Politik             Verbindung der Lehrtätigkeit an den Hochschu-
        Den Einstieg in die Berufspolitik findet die  len mit der praktischen Arbeit in der Praxis
        A� rztin über ihre Lehrtätigkeit an der Univer-  erfordert ein gutes Zeitmanagement und ist
        sität. In den frühen 2000er-Jahren nimmt sie  herausfordernd, macht ihr aber große Freude.
        an Qualitätszirkeln teil. Dabei stört sie die  „Ich habe das Gefühl einer hohen Selbstwirk-
        Unzufriedenheit vieler Hausärzte, die alles  samkeit, und das ist laut Glücksforschung ja
        nur schwarzsehen. „Mit vielen Beschwerden  sehr wichtig.“
        hatten sie recht, aber ich wollte lieber aktiv
                                            Anstrengende Diskussionen
        werden und etwas verändern.“ 2010 erhält sie                           PROPHYLAXE: Wer es möchte, wird geimpft.
        als erfahrene Hausärztin einen Lehrauftrag an  Ihr Engagement fordert seinen Preis: Manch-
        der Universität Heidelberg und kommt über  mal werden ihr Diskussionen darüber zu viel,   Diesen Ausgleich findet Buhlinger-Göpfarth,
        die Vernetzung vor Ort in den Hausärztever-  warum etwa eine gendergerechte Sprache, die  wenn sie zu einem guten Buch greift oder im
        band. Seit 2017 ist sie Vorstandsmitglied des  Repräsentation benachteiligter Gruppen oder  nahegelegenen Wald joggen geht. „Da kann ich
        Deutschen Hausärzteverbandes, Landesver-  die Förderung von Frauen notwendig sind.  sehr gut abschalten.“ Als Jugendliche begeister-
        band Baden-Württemberg.             „Dann möchte ich am liebsten wegrennen, aber  te sie sich für den Tanzsport und brachte es
           Buhlinger-Göpfarth will in der Berufspo-  das macht es nicht besser. Wir müssen in die  sogar zur deutschen Vizemeisterin. Dieser Sport
        litik etwas bewegen, darum hat sie ihren Kas-  Auseinandersetzung gehen, damit sich lang-  fehlt ihr. Sie würde gern wieder anfangen, doch
        sensitz reduziert. Nicht ohne Stolz berichtet  fristig etwas ändert.“ Durch ihren Kampfgeist  ihr voller Terminkalender lässt ihr dafür keine
        sie, dass das Forum Hausärztinnen inzwi-  lässt sie sich nicht so leicht unterkriegen, aber  Zeit. Dennoch gibt sie die Hoffnung nicht auf.
        schen Gewicht im Hausärzteverband hat:  um sich immer wieder einzusetzen, braucht sie  „Vielleicht mache ich ja dann irgendwann Seni-
        „Man kann uns nicht mehr ignorieren, dazu  Freiräume und einen Ausgleich.  orentanz“, sagt sie und lacht.<    $ MIRIAM MIRZA
        sind wir zu viele. Inzwischen haben wir echte
        Power über unsere Netzwerke entwickelt.“
        Von ihren Kolleginnen fordert sie mehr Mut
        in beruflichen Belangen. „Viele machen sich  INFO  VEREIN SPITZENFRAUEN GESUNDHEIT

        viel zu viele Gedanken und trauen sich beruf-
                                                NETZWERK. Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth ist Gründungsmitglied des Vereins Spitzenfrauen
        lich nicht genug zu. Sie sehen Hindernisse,
                                                Gesundheit e. V. Der Verein will Frauen miteinander vernetzen und eine gleichberechtigte Teilha-
        bevor sie überhaupt auftauchen.“ Außerdem
                                                be in Spitzenpositionen im Gesundheitswesen erreichen. Das Netzwerk umfasst Entscheider und
        wünscht sie sich mehr gegenseitige Unterstüt-
                                                Stakeholder aus der Gesundheitspolitik und den beteiligten Organisationen und Unternehmen.
        zung. Bei männlichen Kollegen sähe sie gern
                                                Der Verein organisiert Veranstaltungen und bringt sich in Diskussionen und Entscheidungspro-
        mehr Bereitschaft, Macht und Privilegien ab-
                                                zesse ein.<
        zugeben und einmal über den eigenen Teller-                                           C SPITZENFRAUENGESUNDHEIT.DE
        rand zu schauen.
                                                                                                             x.press 22.1   19
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