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TELEMATIKINFRASTRUKTUR KOLUMNE DIERKS’ ANTWORT
Eine Anwendung namens WANDA
Patienten erhalten eine vom
Neben den Anwendungen KIM, ePA und oder auch zur Prozesssteuerung beim Arzt verordnete DiGA erst
nach einer Genehmigung
eRezept gibt es jetzt mit Wanda eine wei- schnellen Auffinden von Experten für eine
ihrer Krankenkasse.
tere Möglichkeit, die Telematikinfrastruk- Zweitbeurteilung im Notfall verwendet
tur (TI) aktiv zu nutzen. WANDA steht für werden. Auch der Zugriff auf medizinische
„Weitere Anwendungen für Register soll über WANDA
den Datenaustausch“. Es han- Bestätigungs- erfolgen. WANDA bietet für Î ÎFür die Nutzung der DiGA
delt sich um ein Bestäti- Anwendungen die Optionen bedarf es gegenwärtig noch PROF. DR. DR.
verfahren für einer Kassengenehmigung CHRISTIAN DIERKS
gungsverfahren, das Drittan- „Smart“ und „Basic“. Smart ist Rechtsanwalt und
bietern, beispielsweise aus Drittanbieter bedeutet, dass die Nutzer auf und einer Freischaltung. Wie Facharzt für Allge- Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
der Industrie oder der Ge- zentrale Dienste der TI zu- bewerten Sie das rechtlich? meinmedizin. Vorwie-
gend berät er mit sei-
sundheitsforschung, die Nut- greifen oder kryptografische ner Kanzlei Leistungs-
zung der TI als Plattform für eine sichere Identitäten der TI für eigene Anwendungs- Die aktuelle Ausgestaltung erbringer im Gesund-
Vernetzung ermöglicht. WANDA soll der zwecke mitnutzen können. In der Anbin- des DiGA-Versorgungspro- heitswesen. Ein
Schwerpunkt sind die
gematik zufolge für Anwendungen wie die dungsoption Basic ist der Anschluss an zesses ist wegen der Anfor- Rechtsfragen von
elektronische Fallakte, die Abrechnungs- die TI ohne die Nutzung dieser Dienste derung des Codes für die Teleme dizin und
E-Health.
unterstützung für Leistungserbringer möglich.< C GEMATIK.DE Freischaltung der DiGA nicht
mit dem SGB V zu vereinbaren. Das SGB V bietet
keine Grundlage dafür, zwischen die ärztliche
GEBURTSHILFE Verordnung und Nutzung der DiGA durch den
Kommunikationstraining per App Versicherten einen Freischaltcode und eine Ge-
nehmigung der Krankenkasse zu stellen.
Die Richtlinie über Form und Inhalt des Abrech-
Abb.: Olena Yakobchuk / Shutterstock nungsverfahrens sollte geändert oder um einen
direkten volldigitalen Verordnungsprozess er-
gänzt werden. Wollen wir im Ernst digitale Ge-
sundheitsanwendungen auf Muster-16-Papier-
vordrucken verordnen? Dies wird dem Ziel
vom Dezember 2019, die Ver-
ZAHL DES des Digitale-Versorgung-Gesetzes
sorgung der Versicherten
QUARTALS durch digitale Lösungen
70 kaum gerecht.
zu verbessern, wohl
PANDEMIEBEDINGT: Gebärende und Hebammen haben wenig persönlichen Konatkt. Die alternative Nut-
zung bereits existie-
Im vergangenen Jahr haben Hebammen training an. Die werdenden render volldigitaler
in Deutschland über 750 000 Geburten Mütter und alle an der Ge- DiGA-Anträge wurden bislang Verordnungsmöglich-
beim BfArM eingereicht.
betreut. Damit die Entbindungen sowohl burtsvorbereitung beteiligten (Stand: 05.05.2021) keiten sollte jetzt zuge-
für die werdenden Mütter als auch für die medizinischen Fachkräfte sollen Quelle: BfArM lassen werden. Hierfür be-
Neugeborenen sicher verlaufen, müssen mit kurzen und interaktiven Übun- darf es der Rechtssicherheit,
die Hebammen und die Gebärenden in gen ihre vorhandenen Kommunikations- dass die Einbindung der Ärzte in
engem Austausch miteinander stehen. kompetenzen verbessern und neue ver- den digitalen Verordnungs- und Versor-
Abstandsregeln und Kontakteinschrän- mittelt bekommen. Die TeamBaby-App gungsprozess und die Nutzbarmachung der digi-
kungen in der Pandemie haben jedoch ist Teil eines Forschungsprojekts der tal vorhandenen Informationen für die Verord-
dazu geführt, dass derzeit nur eine von Universitätskliniken Ulm und Frankfurt, nung möglich ist, auch ohne dass es einer lang-
sechs Schwangeren eine Eins-zu-eins-Be- der Jacobs University Bremen sowie der wierigen Zertifizierung durch die KBV bedarf.
treuung durch eine Hebamme erhält. Techniker Krankenkasse und des Akti- Die geplanten Neuregelungen des DVPMG soll-
Diese eingeschränkte Betreuung kann zu onsbündnisses Patientensicherheit. Die ten der Nutzung volldigitaler Verordnungsmög-
Verunsicherungen und Ängsten führen. Studie möchte herausfinden, wie sich mit lichkeiten nicht entgegenstehen und die Rechts-
Deshalb haben Forscher der Jacobs einer besseren Kommunikation zwischen unsicherheiten durch Anpassung des Gesetzes-
University Bremen eine spezielle Web- allen an der Geburt Beteiligten Fehler und entwurfs vermieden werden.<
App entwickelt. Die „TeamBaby-App“ Missverständnisse verringern lassen.<
bietet ein kostenfreies Kommunikations- C JACOBS-UNIVERSITY.DE/TEAMBABY/APP
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