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Thema
und organisatorischen Voraussetzungen für
die Praxissoftware, damit Behandlungsinfor-
mationen datenschutzkonform übertragen
werden können. Die Anbieter von Praxissoft-
Abb.: Adobestockphoto.com © Production Perig
ware entwickeln für den Datenaustausch zwi-
schen niedergelassenen Ärzten und Versor-
gungsforschern entsprechende Module (siehe
Kasten „So macht es medatixx“). Dafür sind
zum einen technische und inhaltliche Kompa-
tibilitätsfragen zu lösen. Zum anderen sind
Datenschutz und Datensicherheit zu gewähr-
leisten. Insbesondere der Datenschutz stellt
hohe Anforderungen.
Forscher wie zum Beispiel Dr. Mathias
Der Verwendungszweck
Kaspar von der Universität Oldenburg bekla- dagegen werden (BDSG § 3 Abs. 6a) der Pati-
gen, dass ihnen noch keine adäquaten Schnitt- der Datenspende muss entenname und andere Identifikationsmerk-
stellen zur Verfügung stehen, über die sie eine male lediglich durch ein Kennzeichen ersetzt,
Datenspende der Hausärzte erhalten können. klar geregelt sein. was die Rückverfolgung durchaus ermöglicht.
Kaspar forscht aktuell daran, Informationen Für die Versorgungsforschung bedeutet
aus Arztbriefen automatisch zu extrahieren. Anonymisierung, dass in den Daten kein Name
Er war bereits an einem Projekt beteiligt, das delnden Arzt oder die einzelne Praxis zurück- eines Arztes oder Patienten, keine Versicher-
die reale Prävalenz von Herzinsuffizienz im verfolgen lassen. Das bedeutet, dass die Pra- tennummer, noch nicht einmal eine laufende
Krankenhaus anhand von Informationsextrak- xissoftware-Anbieter nicht nur Schnittstellen Nummer oder ein statistischer Ausreißer, wie
tionen aus Arztbriefen und vielen weiteren für die Datenspende schaffen, sondern auch zum Beispiel ein außergewöhnlich hohes Pati-
klinischen Daten untersucht hat. Da noch keine Software-Routinen entwickeln müssen, die entenalter, enthalten sein darf. Denn Letzteres
technischen Möglichkeiten vorhanden sind, um automatisch jegliche Zuordnung zu einer Per- könnte gegebenenfalls eine Identifizierung
die Daten der Hausarztpraxen zu nutzen, ver- son verhindern. Dabei genügt es nicht, die Da- ermöglichen. Ein Arzt, der an der Versorgungs-
wenden die Forscher bislang die Abrechnungs- ten zu pseudonymisieren, wie dies von einer forschung teilnehmen möchte, sollte sich des-
daten der Krankenkassen, KVen oder des Zen- möglichen Datenspende der elektronischen halb vom Anbieter seiner Praxissoftware eine
tralinstituts, um größere Patientengruppen Patientenakte (ePA) verlangt wird. Um eine Datenschutz-Folgenabschätzung für die Daten-
über verschiedene Krankenhäuser und Arzt- Rückverfolgbarkeit nahezu auszuschließen, spende vorlegen lassen. Rechtlich auf der si-
praxen hinweg zu untersuchen. Diese Daten sind alle Daten, die ein Arzt der Versorgungs- cheren Seite ist der Arzt, wenn diese Daten-
geben jedoch keinen ausreichenden Aufschluss forschung zur Verfügung stellt, zu anonymi- schutz-Folgenabschätzung durch die Landes-
über das wirkliche Versorgungsgeschehen. sieren. Der Unterschied: Anonymisieren be- datenschutzbehörde geprüft wurde.
„Die realen Daten in Arztbriefen können mehr deutet nach dem Bundesdatenschutzgesetz In Zukunft können viele niedergelassene
Informationen als die reinen Abrechnungsda- (BDSG) § 3 Abs. 6, dass personenbezogene Ärzte mit ihrer Datenspende die Versorgungs-
ten enthalten“, erklärt Kaspar. Deshalb seien Daten so verändert werden, dass einzelne An- forschung unterstützen. Für kommende Ärz-
die Arztbriefe und andere Elemente der Pati- gaben nicht oder nur mit einem extremen Auf- tegenerationen wird die Unterstützung der
entenakte für die Forschung besonders inter- wand einer bestimmten Person zugeordnet Versorgungsforschung wahrscheinlich zur
essant. Eine systematische Auswertung war werden können. Bei der Pseudonymisierung gängigen Praxis.< $ DR. MICHAEL LANG
aber bislang nur mit Arztbriefen aus Kliniken
möglich, da die mit den verschiedenen Kran-
SO MACHT ES MEDATIXX
kenhausinformationssystemen erstellten elek- Q
tronischen Arztbriefe strukturell ähnlich auf-
gebaut sind und damit einfacher automatisch X.PANEL. medatixx entwickelt das Modul x.panel, das den Hausarzt in die Lage versetzen
ausgewertet werden können als die Arztbriefe wird, Behandlungsdaten anonymisiert der Versorgungsforschung zur Verfügung zu stellen. Sobald
aus vielen unterschiedlichen Praxissoftware- das Modul verfügbar ist, können Ärzte es freischalten und die Teilnahme starten. x.panel über-
lösungen. nimmt automatisch die Anonymisierung und Weiterleitung der Daten. Die gesamte Datenspende
ist für den Arzt kostenneutral. medatixx hat das verwendete Anonymisierungsverfahren mit der
Anonymisieren statt Pseudonymisieren hessischen Landesdatenschutzbehörde abgestimmt. Die anonymisierten Behandlungsdaten lassen
Bevor Behandlungsdaten aus der Arztpraxis sich nicht auf die einzelne Praxis, den behandelnden Arzt oder den einzelnen Patienten zurückver-
in die Versorgungsforschung fließen, muss si- folgen. Nach jeder Übermittlung von anonymisierten Daten erhält der Arzt einen Bericht darüber,
chergestellt sein, dass kein Datenmissbrauch welche Daten gespendet wurden. Diese Daten werden ausschließlich der Versorgungsforschung
erfolgen kann. Der Verwendungszweck muss zur Verfügung gestellt. Das System ist völlig transparent. Der Arzt kann jederzeit seine Teilnahme
klar geregelt sein, und die Daten dürfen sich kündigen.<
nicht auf den einzelnen Patienten, den behan-
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