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Porträt
sich ganz selbstverständlich im Internet be-
wegen: „Sie kaufen ihre Kleidung online, sind
auf Instagram und Co. – also warum holt man
sie nicht da ab, wo sie sind, und macht die Wei-
terbildung online? Und wenn man will, dass
sich etwas ändert, muss man selbst aktiv wer-
den“, erinnert sich Lang an ihre Überlegungen,
die schließlich zur Firmengründung von
Medilogin führten. 2019 sollte dermanostic
folgen. Auch hier stand ihr Drang im Vorder-
grund, nicht nur über die Verbesserung der
medizinischen Versorgung zu reden, sondern
Veränderungen aktiv anzustoßen.
Von der Neurochirurgie zur Dermatologie
Die zweite Unternehmensgründung markier-
te für Lang den Schritt weg von der angestell-
ten Ärztin an der Uniklinik Düsseldorf hin zur
Abb.: Patrycia Lukas Neues zu sein und die Bereitschaft, für ihre
selbstständigen Unternehmerin. Offen für
Träume und Leidenschaften auch etwas auf-
DR. ESTEFANÍA LANG zugeben, hat sie immer wieder bewiesen. Ge-
boren wurde Lang 1986 auf der Insel Gran
Canaria. Hier studierte sie auch. „Das war an
einer sehr kleinen Universität. Wir waren im
Fach Medizin nur 53 Studenten“, erinnert sie
sich. Lang liebte ihre Heimatinsel, doch es zog
sie auch in die Welt, also machte sie sich für
ein Erasmus-Programm im Jahr 2009 auf nach
Köln. „Ich war vom deutschen Gesundheits-
system so begeistert, dass ich mich entschied,
Die
ls Anfang 2020 die Pandemie ihren An- hier die Facharztausbildung zu machen“, er-
zählt die Medizinerin. Außerdem lernte sie
fang nahm, hatte die Dermatologin ihren späteren Mann kennen – das machte ihr
ADr. Estefanía Lang kurz zuvor ihr zwei- die Entscheidung leichter, sich schließlich in
tes Start-up dermanostic gegründet, eine Tele- Deutschland niederzulassen.
medizin-App, mit der man medizinische Be- Gründerin Zur Dermatologie kam die Ärz-
handlungen – Diagnose und Therapieempfeh- tin als Quereinsteigerin. Angefan-
lung – bei dermatologischen Fachärzten online gen hatte sie eigentlich in der Neu-
durchführen kann. „Das war natürlich ungüns- rochirurgie. Auf Dauer war ihr das
tig, weil alle unsere Pläne über den Haufen jedoch zu einseitig. Darum folgte
Eine Ärztin aus dem Ur-
geworfen wurden. Aber die Pandemie hat auch der Wechsel in die Hautklinik der Uniklinik
laubsparadies Gran Canaria
positive Seiten: Dadurch hat die Digitalisierung Düsseldorf, wo sie 2014 ihre Doktorarbeit ab-
und somit auch die Telemedizin einen Riesen- kommt nach Deutschland zur schloss. Nachdem sie fünf Jahre in Düsseldorf
Facharztausbildung und grün-
schub erhalten, und das hat sowohl dermano- gearbeitet hatte, bekam sie ihr erstes Kind.
det hier nicht nur eine Familie,
stic als auch unser erstes Start-Up Medilogin Weil sie dann nicht mehr Vollzeit arbeiten woll-
sondern auch zwei Unterneh-
gespürt“, resümiert Lang. 2018 hatte die Me- te, verzögerte sich ihre Facharztprüfung, aber
dizinerin damit bereits ihr erstes Unterneh- das nahm sie gern in Kauf: „Ich bin nämlich
men im Bereich Dermatologie.
men, eine internationale Weiterbildungsplatt- unheimlich gerne Mutter.“ Doch Müttern wer-
form für Ärzte, gegründet. de es in den Krankenhäusern oft nicht leicht
Hintergrund für die Gründungen war nicht gemacht, wenn sie weiterarbeiten wollen. Da-
etwa der Wunsch, Unternehmerin zu werden, rum entschied sich Lang, von nun an in einer
sondern etwas im bestehenden System zu Praxis zu arbeiten. Den Schritt hat sie nie be-
verbessern. Begonnen hatte alles mit der Be- reut. Sie genießt die Nähe zu den Patienten, die
obachtung, dass ihre Ärztekollegen, wie die ihr erlaubt, einen ganzen Krankheitsverlauf zu
meisten anderen Menschen in ihrem Alter, begleiten.
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