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Kompakt




        INTERVIEW         DIGA-VERZEICHNIS: UND NUN?

          Drei Monate nach dem Start wurde die zehnte digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) in das DiGA-Verzeichnis des BfArM
          aufgenommen. Wie geht es jetzt weiter? Dr. Barbara Höfgen, Leiterin des Fachgebiets DiGA-Fast-Track beim BfArM, hat Antworten.



          Î ÎGibt es Änderungen rund um das DiGA-Verzeichnis mit Beginn des   DiGA muss die Gesundheitsdaten in men-  Abb.:BfArM  Abb.: iStockphoto.com © OstapenkoOlena
          neuen Jahres?                                      schen- und in maschinenlesbarer Form   DR. BARBARA HÖFGEN
                                                                                            ist Leiterin des Fachgebiets
          Nachdem wir vor Weihnachten umfangreiche Filtermöglichkeiten im    über eine Schnittstelle zur Verfügung    DiGA-Fast-Track in der Abteilung 9
          Verzeichnis ergänzt haben, stellt das BfArM nun die Daten aus dem Ver-  stellen. Die Schnittstelle muss im   „Medizinprodukte“ beim
                                                                                            Bundesinstitut für Arzneimittel
          zeichnis zusätzlich auch in maschinenlesbarer Form zur Verfügung. Seit     vesta-Verzeichnis der gematik gelistet sein,   und Medizinprodukte (BfArM).
          Anfang des Jahres kann dazu ein mit verschiedenen Stakeholdern abge-  oder eine Aufnahme des eigenen Standards
          stimmter Kerndatensatz über eine FHIR-Schnittstelle abgerufen werden.   ins vesta-Verzeichnis muss beantragt werden. Zum anderen sieht die
          Das von uns schon veröffentlichte Datenmodell sowie die Schnittstellen-     DiGAV vor, dass DiGA nun barrierefrei sind. Diese Anforderung stellt vor
          spezifikation wird in diesem Jahr sukzessive und in Abstimmung mit ver-  allem sicher, dass DiGA von einem möglichst breiten Patienten-
          schiedenen Beteiligten weiterentwickelt. In der Zwischenzeit können sich   spektrum genutzt werden können.
          Berechtigte übergangsweise auch alle Daten der im DiGA-Verzeichnis ver-
          öffentlichten DiGA über eine maschinenlesbare Datei im JSON-Format her-  Î ÎWelchen Einfluss haben diese Neuerungen auf den direkten
          unterladen.                                        Verschreibungsprozess?
                                                             Sofern die Praxisverwaltungssysteme zukünftig direkt über die Schnittstelle
          Î ÎVerändern sich auch die Anforderungen an die DiGA-Hersteller?  auf die Daten im DiGA-Verzeichnis zugreifen, haben Ärztinnen und Psycho-
          Zum 1. Januar 2021 haben sich vor allem allgemein zwei Anforderungen an  therapeuten bereits mit Aufnahme neuer DiGA in das Verzeichnis die Mög-
          DiGA geändert: Zum einen müssen DiGA im Sinne der Verordnung zu digi-  lichkeit, diese DiGA unmittelbar auch über ihr Praxissystem zu sehen und zu
          talen Gesundheitsanwendungen interoperabel sein. Das bedeutet, die   verordnen. Unsererseits stehen die Daten nun bereit.<






        KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
        Automatische Auswertung von 3D-Scans                                   genommen. Forscher der Technischen Univer-

                                                                             Abb.: Astrid Eckert / TUM  sität  München haben eine Software entwickelt,

                                                                               die diese aufwendigen Auswertungen mit
                                                                               künstlichen neuronalen Netzen vornimmt. Die
                                                                               Algorithmen ihrer AIMOS-Software (AI-based
                                                                               Mouse Organ Segmentation) haben sie mit Hil-
                                                                               fe von Mäusebildern trainiert. Die Software
                                                                               sollte in die Lage versetzt werden, Bildpunkte
                                                                               aus 3D-Ganzkörperscans bestimmten Organen
                                                                               wie Magen, Leber oder Gehirn zuzuordnen.
                                                                               Durch diese Zuordnung kann die Software die
                                                                               genaue Lage und Form des Organs darstellen.
                                                                               Für das Training verwendeten die Forscher
                                                                               mehrere hundert Bilddatensätze von Mäusen
                                                                               aus einem anderen Projekt sowie fluoreszenz-
                                                                               mikroskopische 3D-Scans aus einem Projekt
                                                                               des Helmholtz-Zentrums München. Für diese
        GANZKÖRPERSCAN: Dank künstlicher Intelligenz ist die AIMOS-Software in der Lage, auf dreidimensionalen Grau-   Scans hatten Forscher verstorbene Mäuse mit
        stufenbildern Knochen und Organe zu segmentieren, was die anschließende Auswertung erheblich erleichtert.
                                                                               einer speziellen Technik vollständig entfärbt
                                                                               und den transparenten Körper Schicht für
        Bildgebende Verfahren ermöglichen die Dar-  diese nach Medikamenteneinnahme verändert,  Schicht mit einem Mikroskop abgerastert.
        stellung von Organen im Körper. Die Interpre-  mussten Mediziner bislang viele Daten sichten   AIMOS musste nur mit zehn Ganzkörperscans
        tation der Daten ist jedoch zeitaufwendig und  und interpretieren. Solche Untersuchungen  trainiert werden, damit die Software allein in
        erfordert viel Erfahrung. Um zum Beispiel die  werden bei der Medikamentenentwicklung  der Lage war, innerhalb von Sekunden die Bild-
        Größe einer Leber zu bestimmen und wie sich  zuerst an Mäusen und dann an Menschen vor-  daten zu analysieren.<   C TUM.DE

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