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Kompakt
PODCAST AUSBILDUNG
Wie es mit der TI weitergeht Psychisch kranke Avatare
Bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen
Der E-Health-Podcast beschäftigt sich in ware-Anbieter stehen bereit, um das kommt es nicht nur darauf an, was ein Patient dem
Folge 92 mit der Telematikinfrastruktur NFDM und den eMP in den Praxen zu Arzt antwortet. Es geht auch darum, wie sich der
(TI): Wie ist der Status quo und was sind implementieren. Allerdings haben die Patient im Gespräch verhält, beispielsweise um den
die nächstenSchritte? Diese Fragen be- Krankenkassen noch keine PINs an ihre Klang der Stimme, die Körperhaltung oder den Ge-
antwortet Jens Naumann, medatixx-Ge- Versicherten ausgegeben. Über diese Ge- sichtsausdruck. Was erfahrene Ärzte wissen, müssen
schäftsführung, im Interview. Naumann heimzahlen sollen die Patienten den Zu-
gibt einen Überblick über griff auf ihre eGK kontrollie-
bereits an die TI angebun- KOM-LE und ren können. Als weiteres
dene Arztpraxen und geht KV-Connect großes Thema behandelt der
auch auf die Ärzte ein, die Podcast die elektronische
ihre Praxis nicht anschlie- Kommunikation mittels
ßen möchten. Besonders ausführlich KOM-LE. Naumann geht auch darauf ein,
behandelt Naumann die beiden TI-An- wie es mit dem konkurrierenden System
wendungen, die als Nächstes ausgerollt KV-Connect weitergehen könnte. Ab-
werden: das Notfalldatenmanagement schließend erläutert er die technischen
(NFDM) und der elektronische Medika- Hintergründe, weshalb die elektronische
tionsplan (eMP). Da beide Anwendungen Patientenakte (ePA) nicht mittels
Daten auf die elektronische Gesundheits- KOM-LE oder KV-Connect aufgerufen Abb.: istockphoto © AleksandarNakic
karte (eGK) schreiben und von dort aus- werden kann: Die ePA verwendet mit so-
lesen, benötigen die Konnektoren ent- genannten Webservices eine völlig ande-
sprechende Updates. Die Praxissoft- re Technologie.< C EHEALTH-PODCAST.DE
ÜBUNG: Medizinstudierende trainieren das Gespräch mit Patienten.
NOTFALLHILFE Medizinstudierende erst noch lernen. Am Universi-
Vernetzung von Ersthelfer-Apps tätsklinikum Bochum sollen angehende Mediziner
solche Gespräche mit Patienten aller Krankheitsbil-
Im Notfall zählt jede Sekunde: Ersthelfer tem- oder regionsübergreifende der und Schweregrade in Zukunft üben können – in
können Leben retten, indem sie bis zum Alarmierung von Ersthelfern ist jedoch der virtuellen Realität. Dazu werden Avatare er-
Eintreffen der Rettungskräfte Erste-Hil- in den meisten Fällen nicht möglich. Da- schaffen, welche die typischen Symptome verschie-
fe-Maßnahmen an Verletzten durchfüh- durch erfährt nur ein Teil der infrage dener psychischer Erkrankungen sowie psychiatri-
ren. Es hat sich bewährt, Ersthelfer per kommenden Ersthelfer von einem Not- sche und psychotherapeutische Behandlungssitua-
Smartphone zu alarmieren. Eine App fall. Um diese Lücke zu schließen, hat tionen zeigen. Studierende sollen mittels
benachrichtigt die ehrenamtlichen Erst- die Björn Steiger Stiftung eine Initiative Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) diese Avatare in
helfer über einen Notfall in ihrer unmit- zur Vernetzung der Ersthelfer-Alarmie- einem dreidimensionalen Raum zur Untersuchung
telbaren Umgebung und navigiert sie rungssysteme initiiert. Die Stiftung treffen können. Hierzu richtet die Universität kleine
zum Notfallort. Dort können sie bis zum setzt sich seit vielen Jahren bundesweit Kabinen ein, in welche die Studierenden sich mit der
Eintreffen der Sanitäter und des Notarz- für eine bessere Notfallhilfe ein. Anbie- VR-Brille zurückziehen und ins Gespräch mit den
tes Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten. ter bekannter Ersthelfer-Apps wie zum virtuellen Patienten einsteigen können. Die größte
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl ver- Beispiel „K ATRETTER“, Herausforderung für die Entwickler bestand darin,
schiedener Ersthelfer-Apps, „Mobile- Retter-App“ oder einen flüssigen Dialog zu ermöglichen. Der psychisch
die über unter- „corhelp3r“ haben nach An- kranke Avatar darf auf eine Frage, die für die eigent-
schiedliche Funk- gaben der Björn Steiger liche Diagnose irrelevant ist, nicht schweigen, son-
tionen verfügen Stiftung bereits zugesagt, dern muss eine plausible ausweichende Antwort
und in verschiede- sich an der geplanten geben. Ein Unternehmen, das auf Visualisierungen
nen Regionen etab- Plattform zu beteiligen.< im Medizinbereich spezialisiert ist, soll die Avatare
liert sind. Eine sys- C STEIGER-STIFTUNG.DE körperlich überzeugend darstellen. Je nachdem, wel-
che psychischen Probleme die Avatare repräsentie-
Abb.: AobeStock © dovla982 Sie können im Gespräch sitzen, stehen, liegen oder
ren, soll auch ihre Körpersprache angepasst werden.
umherlaufen. Auch ihre Mimik soll dem geübten Be-
obachter Aufschluss über die zugrunde liegende
C RUHR-UNI-BOCHUM.DE
Erkrankung geben können.<
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