Page 9 - xpress_Ausgabe 20.1
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Kompakt




        PODCAST                                                            AUSBILDUNG
        Wie es mit der TI weitergeht                                       Psychisch kranke Avatare

                                                                           Bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen
        Der E-Health-Podcast beschäftigt sich in  ware-Anbieter stehen bereit, um das   kommt es nicht nur darauf an, was ein Patient dem
        Folge 92 mit der Telematikinfrastruktur  NFDM und den eMP in den Praxen zu   Arzt antwortet. Es geht auch darum, wie sich der
        (TI): Wie ist der Status quo und was sind  implementieren. Allerdings haben die   Patient im Gespräch verhält, beispielsweise um den
        die nächstenSchritte? Diese Fragen be- Krankenkassen noch keine PINs an ihre   Klang der Stimme, die Körperhaltung oder den Ge-
        antwortet Jens  Naumann, medatixx-Ge-  Versicherten ausgegeben. Über diese Ge-  sichtsausdruck. Was erfahrene Ärzte wissen, müssen
        schäftsführung, im Interview. Naumann  heimzahlen sollen die Patienten den Zu-
        gibt einen Überblick über               griff auf ihre eGK kontrollie-
        bereits an die TI angebun-  KOM-LE und   ren können.  Als weiteres
        dene Arztpraxen und geht   KV-Connect   großes Thema behandelt der
        auch auf die Ärzte ein, die             Podcast die elektronische
        ihre Praxis nicht anschlie-             Kommunikation mittels
        ßen möchten. Besonders ausführlich  KOM-LE. Naumann geht auch darauf ein,
        behandelt Naumann die beiden TI-An-  wie es mit dem konkurrierenden System
        wendungen, die als Nächstes ausgerollt  KV-Connect weitergehen könnte. Ab-
        werden: das Notfalldatenmanagement  schließend erläutert er die technischen
        (NFDM) und der elektronische Medika-  Hintergründe, weshalb die elektronische
        tionsplan (eMP). Da beide Anwendungen  Patientenakte  (ePA)  nicht  mittels
        Daten auf die elektronische Gesundheits-    KOM-LE oder KV-Connect aufgerufen   Abb.: istockphoto ©  AleksandarNakic
        karte (eGK) schreiben und von dort aus-  werden kann: Die ePA verwendet mit so-
        lesen, benötigen die Konnektoren ent-  genannten Webservices eine völlig ande-
        sprechende Updates. Die Praxissoft-  re Technologie.<   C EHEALTH-PODCAST.DE
                                                                           ÜBUNG: Medizinstudierende trainieren das Gespräch mit Patienten.

        NOTFALLHILFE                                                       Medizinstudierende erst noch lernen. Am Universi-
        Vernetzung von Ersthelfer-Apps                                     tätsklinikum Bochum sollen angehende Mediziner
                                                                           solche Gespräche mit Patienten aller Krankheitsbil-
        Im Notfall zählt jede Sekunde: Ersthelfer  tem- oder regionsübergreifende   der und Schweregrade in Zukunft üben können – in
        können Leben retten, indem sie bis zum   Alarmierung von Ersthelfern ist jedoch   der virtuellen Realität. Dazu werden Avatare er-
        Eintreffen der Rettungskräfte Erste-Hil-  in den meisten Fällen nicht möglich. Da-  schaffen, welche die typischen Symptome verschie-
        fe-Maßnahmen an Verletzten durchfüh-  durch erfährt nur ein Teil der infrage   dener psychischer Erkrankungen sowie psychiatri-
        ren. Es hat sich bewährt, Ersthelfer per  kommenden Ersthelfer von einem Not-  sche und psychotherapeutische Behandlungssitua-
        Smartphone zu alarmieren. Eine App  fall. Um diese Lücke zu schließen, hat   tionen zeigen. Studierende sollen mittels
        benachrichtigt die ehrenamtlichen Erst-  die Björn Steiger Stiftung eine Initiative   Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) diese Avatare in
        helfer über einen Notfall in ihrer unmit-  zur Vernetzung der Ersthelfer-Alarmie-  einem dreidimensionalen Raum zur Untersuchung
        telbaren Umgebung und navigiert sie  rungssysteme initiiert. Die Stiftung   treffen können. Hierzu richtet die Universität kleine
        zum Notfallort. Dort können sie bis zum  setzt sich seit vielen Jahren bundesweit   Kabinen ein, in welche die Studierenden sich mit der
        Eintreffen der Sanitäter und des Notarz-  für eine bessere Notfallhilfe ein. Anbie-  VR-Brille zurückziehen und ins Gespräch mit den
        tes Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten.  ter bekannter Ersthelfer-Apps wie zum   virtuellen Patienten einsteigen können. Die größte
        Mittlerweile gibt es eine Vielzahl ver-  Beispiel   „K ATRETTER“,   Herausforderung für die Entwickler bestand darin,
        schiedener Ersthelfer-Apps,             „Mobile- Retter-App“ oder   einen flüssigen Dialog zu ermöglichen. Der psychisch
        die über unter-                          „corhelp3r“ haben nach An-  kranke Avatar darf auf eine Frage, die für die eigent-
        schiedliche Funk-                        gaben der Björn Steiger   liche Diagnose irrelevant ist, nicht schweigen, son-
        tionen verfügen                           Stiftung bereits zugesagt,   dern muss eine plausible ausweichende Antwort
        und in verschiede-                        sich an der geplanten    geben. Ein Unternehmen, das auf Visualisierungen
        nen Regionen etab-                         Plattform zu beteiligen.<  im Medizinbereich spezialisiert ist, soll die Avatare
        liert sind. Eine sys-                            C STEIGER-STIFTUNG.DE  körperlich überzeugend darstellen. Je nachdem, wel-
                                                                           che psychischen Probleme die Avatare repräsentie-
   Abb.: AobeStock © dovla982                                              Sie können im Gespräch sitzen, stehen, liegen oder
                                                                           ren, soll auch ihre Körpersprache angepasst werden.
                                                                           umherlaufen. Auch ihre Mimik soll dem geübten Be-
                                                                           obachter Aufschluss über die zugrunde liegende
                                                                                                    C RUHR-UNI-BOCHUM.DE
                                                                           Erkrankung geben können.<
                                                                                                             x.press 20.1   09
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