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Kompakt
DEPRESSION DERMATOLOGIE
Virtual Reality soll Verständnis fördern Hautärzte-Portal
Abb.: Robert-Enke-Stiftung (BVDD) hat das Telekonsultationsprojekt „Online-
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen
Doctor“ freigeschaltet. Dabei nutzt der BVDD das
Portal des Start-up-Unternehmens OnlineDoctor, das
von einem Schweizer Dermatologen und Mitarbeitern
der Universität Sankt Gallen gegründet wurde.
OnlineDoctor ist bereits in der Schweiz aktiv. Alle in
Deutschland zugelassenen Dermatologen können das
Portal nutzen. So funktioniert die Telekonsultation:
Patienten wählen auf der BVDD-Homepage einen
Dermatologen aus. Die Schweizer haben die Erfah-
INNOVATIV: Eintauchen in die Gefühlswelt depressiver Menschen rung gemacht, dass Patienten in der Regel einen Arzt
aus ihrer Umgebung bevorzugen. Im nächsten Schritt
Zehn Jahre nach dem Suizid des ehema- krankten eintauchen, seine Gedanken
ligen Fußball-Nationaltorhüters Robert und Gefühle nachempfinden. Die Blei-
Enke hat die nach ihm benannte Stiftung weste verdeutlicht den Druck, der auf
das bundesweite Projekt „IMPRESSION den Patienten lastet. Die VR-Brille soll
DEPRESSION“ gestartet. Es soll dazu nur einen Eindruck vermitteln, wie sich
beitragen, die Volkskrankheit Depressi- ein Depressiver fühlt, nicht die Depres-
on mit über vier Millionen Betroffenen sion erlebbar machen. Zwei Szenarien
in Deutschland zu enttabuisieren. Jähr- stehen zur Auswahl: Depression im Leis-
lich begehen rund 10 000 Menschen in tungssport und eine Alltagssituation mit
Deutschland Selbstmord. Im Projekt, das dem Schwerpunkt „Depression als Volks-
die Stiftung zusammen mit Fachleuten krankheit“. Kinder und Menschen, die
entwickelt hat, müssen sich die Teilneh- schon einmal an einer Depression er- Abb.: BVDD
mer eine zehn Kilogramm schwere Blei- krankt waren oder akut darunter leiden,
weste umhängen und eine VR-Brille sollen wegen der möglichen schweren
aufsetzen. Mit der Brille können die Teil- seelischen Belastung auf die VR-Anwen-
nehmer in die Welt eines depressiv Er- dung verzichten.< C ROBERT-ENKE-STIFTUNG.DE
führt der OnlineDoctor die Patienten durch ein text-
FERNBEHANDLUNG basiertes Dialogsystem, in dem sie ihre Symptome
Die App für Studierende beschreiben. Anschließend laden sie drei Bilder ihres
Hautproblems hoch und wählen eine Zahlungsart
Die Landesärztekammer Baden- trieren und die Minxli-App herunterla- aus. Pro Telekonsultation bezahlen die Patienten 39
Württemberg hat ein neues Modellpro- den. Sobald sie im Benutzerkonto ihre Euro, von denen 14 Euro an den Dienstleister gehen.
jekt zur Fernbehandlung genehmigt: Mit E-Mail-Adresse der Universität eingetra- Die teilnehmenden Ärzte verpflichten sich, dem Pa-
„#ealth4Students“ können Studierende gen haben, stehen ihnen alle am Projekt tienten innerhalb von 48 Stunden eine Rückmeldung
des Karlsruher Instituts für beteiligten Ärzte zur Aus- zu geben. Voraussichtlich dauert es aber nicht so
Technologie (KIT) und der wahl. Nach Angaben von lange. In der Schweiz warten die Patienten im Schnitt
Universität Heidelberg ohne Erstkontakt Minxli werden alle Daten nach keine sechs Stunden. Die Handlungsempfehlung des
zu einem
vorherigen Erstkontakt zum neuen Sicherheitsstandards Dermatologen ist mit einer Zwei-Faktor-Authentifi-
Arzt eine Online-Videosprech- verschlüsselt und sind nur für zierung geschützt: Die Patienten erhalten per E-Mail
stunde wahrnehmen. Das An- Hausarzt den Patienten und den Arzt einen Link, der zur Handlungsempfehlung führt.
gebot richtet sich vor allem an zugänglich. Für das Projekt Herunterladen lässt sich diese aber nur nach Einga-
Studierende, die neu in einer Universi- kommen rund 7 000 versicherte Studie- be einer 6-stelligen Geheimzahl, die der Nutzer per
tätsstadt sind und noch keinen Hausarzt rende in Karlsruhe und Heidelberg infra- SMS erhält. Für Ärzte ist die Teilnahme an der Platt-
haben. Neben den beiden Unis sind die ge. Mit dem Projekt soll herausgefunden form kostenlos. Dem BVDD zufolge ist die Resonanz
Techniker Krankenkasse (TK) und der werden, wie gut ein Angebot wie bei den Hautärzten gut, was auch daran liegen dürf-
Münchner Telemedizin-Anbieter Minxli #ealth4Students geeignet ist, einen nie- te, dass die Ärzte, anders als bei der Videosprech-
am Projekt beteiligt. Studierende, die bei derschwelligen Erstkontakt in die haus- stunde, keine monatlichen Gebühren bezahlen müs-
der TK versichert sind, können sich auf ärztliche Versorgung via Videosprech- sen und keine zertifizierten Softwarelösungen be-
der Projektseite ihrer Universität regis- stunde zu ermöglichen.< C TK.DE nötigen.< C BVDD.DE/ONLINEDOCTOR
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