Page 7 - xpress_Ausgabe 20.1
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Kompakt




        DEPRESSION                                                         DERMATOLOGIE
        Virtual Reality soll Verständnis fördern                           Hautärzte-Portal

                                                                      Abb.: Robert-Enke-Stiftung  (BVDD) hat das Telekonsultationsprojekt „Online-
                                                                           Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen
                                                                           Doctor“ freigeschaltet. Dabei nutzt der BVDD das
                                                                           Portal des Start-up-Unternehmens OnlineDoctor, das
                                                                           von einem Schweizer Dermatologen und Mitarbeitern
                                                                           der Universität Sankt Gallen gegründet wurde.
                                                                             OnlineDoctor ist bereits in der Schweiz aktiv. Alle in
                                                                           Deutschland zugelassenen Dermatologen können das
                                                                           Portal nutzen. So funktioniert die Telekonsultation:
                                                                           Patienten wählen auf der BVDD-Homepage einen
                                                                           Dermatologen aus. Die Schweizer haben die Erfah-
        INNOVATIV: Eintauchen in die Gefühlswelt depressiver Menschen      rung gemacht, dass Patienten in der Regel einen Arzt
                                                                           aus ihrer Umgebung bevorzugen. Im nächsten Schritt
        Zehn Jahre nach dem Suizid des ehema-  krankten eintauchen, seine Gedanken
        ligen Fußball-Nationaltorhüters Robert  und Gefühle nachempfinden. Die Blei-
        Enke hat die nach ihm benannte Stiftung  weste verdeutlicht den Druck, der auf
        das bundesweite Projekt „IMPRESSION  den Patienten lastet. Die VR-Brille soll
        DEPRESSION“ gestartet. Es soll dazu  nur einen Eindruck vermitteln, wie sich
        beitragen, die Volkskrankheit Depressi-  ein Depressiver fühlt, nicht die Depres-
        on mit über vier Millionen Betroffenen  sion erlebbar machen. Zwei Szenarien
        in Deutschland zu enttabuisieren. Jähr-  stehen zur Auswahl: Depression im Leis-
        lich begehen rund 10 000 Menschen in  tungssport und eine Alltagssituation mit
        Deutschland Selbstmord. Im Projekt, das  dem Schwerpunkt „Depression als Volks-
        die Stiftung zusammen mit Fachleuten  krankheit“. Kinder und Menschen, die
        entwickelt hat, müssen sich die Teilneh-  schon einmal an einer Depression er-                            Abb.: BVDD
        mer eine zehn Kilogramm schwere Blei-  krankt waren oder akut darunter leiden,
        weste umhängen und eine VR-Brille  sollen wegen der möglichen schweren
        aufsetzen. Mit der Brille können die Teil-  seelischen Belastung auf die VR-Anwen-
        nehmer in die Welt eines depressiv Er-  dung verzichten.<  C ROBERT-ENKE-STIFTUNG.DE

                                                                           führt der OnlineDoctor die Patienten durch ein text-
        FERNBEHANDLUNG                                                     basiertes Dialogsystem, in dem sie ihre Symptome
        Die App für Studierende                                            beschreiben. Anschließend laden sie drei Bilder ihres
                                                                           Hautproblems hoch und wählen eine Zahlungsart
        Die  Landesärztekammer  Baden-  trieren und die Minxli-App herunterla-  aus. Pro Telekonsultation bezahlen die Patienten 39
        Württemberg hat ein neues Modellpro-  den. Sobald sie im Benutzerkonto ihre   Euro, von denen 14 Euro an den Dienstleister gehen.
        jekt zur Fernbehandlung genehmigt: Mit  E-Mail-Adresse der Universität eingetra-  Die teilnehmenden Ärzte verpflichten sich, dem Pa-
        „#ealth4Students“ können Studierende  gen haben, stehen ihnen alle am Projekt   tienten innerhalb von 48 Stunden eine Rückmeldung
        des Karlsruher Instituts für            beteiligten Ärzte zur Aus-  zu geben. Voraussichtlich dauert es aber nicht so
        Technologie (KIT) und der               wahl. Nach Angaben von     lange. In der Schweiz warten die Patienten im Schnitt
        Universität Heidelberg ohne   Erstkontakt     Minxli werden alle Daten nach   keine sechs Stunden. Die Handlungsempfehlung des
                                   zu einem
        vorherigen Erstkontakt zum              neuen Sicherheitsstandards   Dermatologen ist mit einer Zwei-Faktor-Authentifi-
        Arzt eine Online-Videosprech-           verschlüsselt und sind nur für   zierung geschützt: Die Patienten erhalten per E-Mail
        stunde wahrnehmen. Das An-  Hausarzt    den Patienten und den Arzt   einen Link, der zur Handlungsempfehlung führt.
        gebot richtet sich vor allem an         zugänglich. Für das Projekt   Herunterladen lässt sich diese aber nur nach Einga-
        Studierende, die neu in einer Universi-  kommen rund 7 000 versicherte Studie-  be einer 6-stelligen Geheimzahl, die der Nutzer per
        tätsstadt sind und noch keinen Hausarzt  rende in Karlsruhe und Heidelberg infra-  SMS erhält. Für Ärzte ist die Teilnahme an der Platt-
        haben. Neben den beiden Unis sind die  ge. Mit dem Projekt soll herausgefunden   form kostenlos. Dem BVDD zufolge ist die Resonanz
        Techniker Krankenkasse (TK) und der  werden, wie gut ein Angebot wie    bei den Hautärzten gut, was auch daran liegen dürf-
        Münchner Telemedizin-Anbieter Minxli  #ealth4Students geeignet ist, einen nie-  te, dass die Ärzte, anders als bei der Videosprech-
        am Projekt beteiligt. Studierende, die bei  derschwelligen Erstkontakt in die haus-   stunde, keine monatlichen Gebühren bezahlen müs-
        der TK versichert sind, können sich auf  ärztliche Versorgung via Videosprech-  sen und keine zertifizierten Softwarelösungen be-
        der Projektseite ihrer Universität regis-  stunde zu ermöglichen.<    C TK.DE  nötigen.<    C BVDD.DE/ONLINEDOCTOR

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