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ARZTINFORMATIONSSYSTEM                                             KOLUMNE        DIERKS‘ ANTWORT
        Hilfe beim Verordnen neuer Wirkstoffe
                                                                             Die elektronische Patienten-
        Anfang August 2019 ist die Elektroni-  Ergebnisse sowie der Gründe, die für die   akte wird die Menschen ein
                                                                             ganzes Leben lang begleiten.
        sche Arzneimittelinformations-Verord-  Entscheidung des G-BA relevant waren.
                                                                             Die Politik sieht vor, dass
        nung (EAMIV) in Kraft getreten. Sie  Dazu zählen  beispielsweise, ob der neue
                                                                             der Patient Herr über die
        regelt die Einführung eines Arzneimit-  Wirkstoff zu einer deutlichen Verbesse-
                                                                             Daten in seiner Akte ist.
        telinformationssystems (AMIS), wel-  rung des Gesundheitszustands, zu einer
        ches in die Praxissoftware integriert  Lebensverlängerung oder zu einer Re-
        wird. Über das AMIS sollen dem Arzt  duktion der Nebenwirkungen führt. Die   Î ÎWer soll eigentlich für   PROF. DR. DR.
        verständlich aufbereitete              Verordnung sieht vor, dass bis   den Inhalt einer elektroni-  CHRISTIAN DIERKS
                                                                                                    ist Rechtsanwalt und
        Informationen über den Zu-  Zusatz-    zum 1. Juli 2020 die Min-     schen Patientenakte und den   Facharzt für Allge-   Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
        satznutzen eines neuen Arz-  nutzen    destanforderungen an das      Zugriff, zum Beispiel durch   meinmedizin. Vorwie-
                                                                                                    gend berät er mit sei-
        neimittels zur Verfügung               AMIS stehen und die Technik   Ärzte und Krankenhäuser,   ner Kanzlei Leistungs-
                                    direkt                                   verantwortlich sein und Ent-  erbringer im Gesund-
        gestellt werden. Dieser Zu-            für die Ärzte verfügbar ist.
        satznutzen wird vom Ge-   einsehbar    Der G-BA steht jetzt vor der   scheidungen treffen?   heitswesen. Ein
                                                                                                    Schwerpunkt liegt da-
        meinsamen Bundesausschuss              Aufgabe, die bislang in Form   Von der Empfängnis bis zum   bei in den Rechtsfra-
        (G-BA) festgelegt. Bislang             von PDF-Dokumenten zur        Tod werden Daten über den   gen von Teleme dizin
                                                                                                    und E-Health.
        mussten Ärzte diese Informationen auf  Verfügung gestellten Informationen   Menschen gesammelt, von
        der Internetseite des G-BA recherchie-  über die Nutzenbewertung so aufzube-  Ärzten, Krankenhäusern,
        ren. Das AMIS informiert nicht nur über  reiten, dass sie automatisch in die Pra-  Krankenversicherungen und anderen Unterneh-
        den Zusatznutzen neuer Wirkstoffe mit  xissoftware einfließen können. Die An-  men. Einzige Konstante auf diesem Zeitstrahl ist
        Angabe der Aussagesicherheit, sondern  bieter von Praxissoftware müssen das   der Patient selbst. Zugleich ist er auch derjenige,
        auch über  Vergleichstherapien, die der  neue AMIS-Modul entwickeln und für   der von allen Beteiligten das größte Interesse an
        G-BA für seine Entscheidung zugrunde  eine reibungslose Übernahme der Daten   einer sinnvollen Datenverarbeitung hat. Da-
        gelegt hat. Außerdem erhalten die Ärz-  des G-BA sorgen.<                      her muss der Patient die Entschei-
        te eine Zusammenfassung der klinischen     C BUNDESGESUNDHEITSMINISTERIUM.DE      dungshoheit darüber haben,
                                                                       ZAHL DES             welche Daten in seiner Akte
                                                                       QUARTALS              sind und wer in welchem
                                        der Pflege. Dennoch können  1/3
                                                                                              Umfang auf welche Da-
        PFLEGE IM ALTER                                                                        ten Zugriff erhält. Zu-
        Am Roboter führt kein Weg vorbei                                                       gleich muss die Freiheit
                                                                                               bestehen, diese Aufga-
        Die über 55-Jährigen schätzen ihre Zu-                                                 be zu delegieren. Ange-
        kunft offenbar realistisch ein. Der Studie  sich viele von ihnen vorstel-             sichts der Vielfalt und
                                                                   aller Arztpraxen war am Stichtag
        „Pflege im Alter 2019“ zufolge geht ein   len, dass Roboter Pflegebe-  1.7.2019 noch nicht an die    Komplexität der Daten ist
        Drittel der Befragten davon aus, dass   dürftige aus dem Bett he-  TI angeschlossen.   es plausibel, dass sich hier-
                                                                         Quelle: aerzteblatt.de  zu ein Berufsbild entwickeln
        Maschinen sie im Alter unterstüt-    ben (60 Prozent) oder füt-
        zen, indem sie bei Bedarf ihren         tern (41 Prozent). Auch                wird (etwa ein „Personal Health
        Gesundheitszustand kontrol-             einen sozialen Umgang mit         Data Manager“), wie dies ja bereits für
        lieren oder sie an die Ein-                    Robotern  halten      die Abgabe einer Steuererklärung oder zur be-
        nahme von Medikamen-                            viele der Befrag-    gleiteten Leibesertüchtigung geschehen ist. Auch
        ten erinnern. Für die                           ten für denkbar:     ist die Freiheit zu gewährleisten, diese Aufgabe
        Studie  im  Auftrag  der                       Roboter als Vortur-   gar nicht wahrzunehmen, wovon freilich abzura-
        mhplus  Krankenkasse                         ner, die zu körperli-   ten ist. Da die elektronische Patientenakte zur
        und der SDK Süddeutsche                      chen Aktivitäten ani-   Steigerung der Qualität der Versorgung unerläss-
        Krankenversicherung                          mieren (56 Prozent),    lich ist, sollte sie eine Leistung der Krankenversi-
        wurden rund 1 000                            oder als Unterhalter,   cherung sein, unabhängig davon, ob sie als Ei-
        Menschen in                                  die den Menschen vor-   genleistung einer Krankenkasse oder Kosten-
        Deutschland                Abb.: sdk/mhplus     lesen und mit ihnen spielen und   übernahme ausgewählter Anbieter erbracht wird.
        ab 55 Jahren                          singen (42 Prozent). Und im-   Und die von der DSGVO geforderte Interoperabi-
        befragt. Die Begeisterung                 merhin 36 Prozent der Be-  lität wird einen qualitativen Wettbewerb auslö-
        hält sich jedoch in Grenzen.              fragten können sich vor-   sen, der auch die persönliche Beratung bei der
        Nur elf Prozent der Befrag-               stellen, sich mit einem    Datenverwaltung umfasst.<
        ten wünschen sich eine ma-                Roboter zu unterhalten.<
        schinelle Unterstützung bei                     C SDK.DE   C MHPLUS.DE

                                                                                                             x.press 19.4   05
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