Page 24 - xpress_Ausgabe 19.2
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bunt gemixxt




        MELDUNGEN           AUS ALLER WELT



          Kollege Algorithmus                       Spitzengefühl


          CHINA. Ersetzen Algorithmen schon bald den Arzt? For-  SCHWEIZ. Blutdruck messen ohne Manschette –
          scher der Guangzhou Medical University in China haben ei-  kann das funktionieren? Beim 2017 gegründeten
          nen selbstlernenden Algorithmus entwickelt, der Krankhei-  Schweizer Start-up-Unternehmen Biospectal ist
          ten von Kindern zuverlässig diagnostizieren kann. In ihrer   das Blutdruckmessgerät ins Smartphone gewan-
          Studie, die sie im Fachblatt Nature Medicine veröffentlicht   dert. Der Benutzer hält eine Fingerkuppe vor das
          haben, hatte das Programm eine deutlich höhere Treffer-  Kameraobjektiv und startet die App OptiBP. Da-
          quote als unerfahrene Ärzte. Trainiert haben die Forscher   raufhin beginnt das Smartphone zu filmen und die
          das KI-System mit einer riesigen Datenmenge: über 100   App zeigt die aktuellen Blutdruckwerte an. Was sich an-  Abb.: Biospectal
          Millionen Datenpunkte von über einer Million Kindern. Die   hört wie Science-Fiction wurde am Universitätsklinikum
          Daten stammten aus einem chinesischen Krankenhaus. Das   Lausanne in einer fünfjährigen klinischen Studie getestet.
          KI-System erstellte anhand von Daten aus elektronischen   Das eingesetzte Verfahren arbeitet mit der  oBPM-Messmethode,
          Gesundheitsakten Diagnosen, die mit den Diagnosen der   die am Schweizer Forschungs- und Entwicklungszentrum  CSEM
          Ärzte abgeglichen wurden. Die KI-Software trat sowohl ge-  ( Centre  Suisse  d’Electronique et de  Microtechnique) entwickelt wurde –
          gen unerfahrene als auch erfahrene Ärzte an. Dazu wurden   das CSEM betreibt angewandte und Industrieforschung wie
          die teilnehmenden 20 Ärzte ihrer Erfahrung entsprechend   die Fraunhofer-Institute. Die oBPM-Messmethode geht auf   BLUTDRUCK: Einfache Messung
                                                    die photoplethysche Messung zurück, bei der zum Beispiel
                                                    ein Finger einer Infrarotstrahlung ausgesetzt wird und die Reflexion des Blutes und der
                                                    Blutgefäße gemessen wird. Aus diesen Messdaten errechnet ein Algorithmus die Blutdruck-
                                                    werte. Im nächsten Jahr soll das System auf den Markt kommen. Benutzer können dann ih-
                                                    ren Blutdruck überall messen, ohne dass sie dabei auf ein spezielles Messgerät angewiesen
                                                    sind.<                                          C BIOSPECTAL.COM

                                                    Elektronischer Impfausweis
                                                 Abb.: iStockphoto.com © buildup   ÖSTERREICH. Die Alpenrepublik führt den elektronischen Impfausweis ein. In den Bun-


                                                    desländern Wien, Niederösterreich und der Steiermark finden 2020 Pilotprojekte statt.
                                                    Zuerst sollen Kinder bis zum Schuleintritt geimpft werden. Deshalb erfolgt die Installation
                                                    der notwendigen Systeme für den E-Impfpass zunächst bei Amts- und Schulärzten sowie

                                                    bald einen ersten Jahrgang vollständig dokumentiert zu haben. 2021 soll der E-Impfpass
          in fünf Gruppen unterteilt. Ergebnis: Je erfahrener die Ärz-  bei Allgemeinärzten und Kinderärzten. Die Verantwortlichen versprechen sich davon,
          te waren, desto besser schnitten sie gegenüber dem Algo-  in ganz Österreich eingeführt werden. Er ist nach dem E-Befund und der E-Medikation die
          rithmus ab. Erfahrene Ärzte stellen immer noch die besse-  dritte Anwendung, die mit der österreichischen elektronischen Gesundheitsakte ELGA
          ren Diagnosen. Den Forschern geht es aber nicht darum,   realisiert wird. Die Impfdaten werden in einem zentralen österreichischen Impfregister
          mit KI den Arzt zu ersetzen. Sie möchten ihn vielmehr un-  gespeichert. Dies ermöglicht eine nahezu vollständige und standardisierte Impfdoku-
          terstützen, beispielsweise bei der Triage, wo Ärzte schnell   mentation. Geplant ist, den E-Impfpass mit dem nationalen österreichischen Impfplan
                          entscheiden müssen. Oder auch   zu verknüpfen. Dadurch können die Patienten personalisierte Impfempfehlungen
                WIE           bei der Diagnose von selte-  über den E-Impfpass erhalten. Die Verantwortlichen möchten mit dem Projekt
                                                    nicht nur eine höhere Durchimpfungsrate, sondern auch eine schnellere Reak-
                                nen Krankheiten, mit de-
        GEFÄLLT IHNEN            nen Ärzte nie in Be-  tion im Falle einer Pandemie erreichen.<      C AEKWIEN.AT
      X.PRESS?                    rührung gekommen
                                   sind. Als weitere
                                   Einsatzmöglichkeit
                                   käme auch die Me-
       Wir freuen uns über Ihre Meinung,
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