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Titelgeschichte
Das sind jene Akten, bei denen die IT-Organi-
sation der Selbstverwaltung, die von Kranken-
kassen und KBV kontrollierte gematik, die
technischen Rahmenbedingungen festlegt.
Die Politik betont aber auch, dass die Kran-
kenkassen das Recht haben sollen, neben den
einheitlichen Basisfunktionen auf kassenindi-
vidueller Basis Zusatzfunktionen anzubieten,
die über das Standardrepertoire der von der
gematik vorgegebenen Funktionen hinausge-
hen. Vor allem macht das TSVG aber klar, dass
es künftig mehrere Zugangswege zur elektro-
nischen Patientenakte nach §291a geben wird.
War bisher die Gesetzeslage so, dass elektro-
nische Gesundheitskarte und elektronischer
Arztausweis zwingend erforderlich waren, soll
das jetzt anders werden. Der Versicherte soll
wählen können, ob er eine maximal sichere
Akte will, die er mit Karten und Kartenlesege-
räten bedienen muss, oder ob er bei der Sicher- Abb.: Fotolia.com © Golden Sikorka
heit kleinere Abstriche zu machen bereit ist.
Dafür erhält er dann eine mit dem Smartphone
relativ unkompliziert nutzbare elektronische PILOTPROJEKT GESTARTET: Vivy und medatixx bringen die eAkte in die Praxissoftware.
Akte, die in Sachen Zugangssicherung im wei-
testen Sinne an Online-Banking-Apps ange- enormer Zusatzaufwand wird. Klar ist: Am kehrt kann der Patient Dokumente oder zum
lehnt sein wird. Anfang werden die unterschiedlichen Kassen- Beispiel Röntgenbilder über eine „Teilen-Funk-
Aus Sicht des niedergelassenen Arztes lau- akten etwas unterschiedlich funktionieren. So tion“ dem Arzt zur Verfügung stellen. Letzteres
tet eine der entscheidenden Fragen natürlich, plant das Unternehmen Vivy im ersten Schritt, läuft dann so, dass der Arzt eine kurze Inter-
wie sich die neuen Akten in den Versorgungs- dass der Arzt Dokumente per Fax in die Akte netadresse und einen Zahlencode, die er beide
alltag so integrieren lassen, dass es nicht ein schicken oder manuell hochladen kann. Umge- vom Handy des Patienten abliest, in einen
INFO DAS PLANEN KASSEN UND VERSICHERUNGEN
> Die Techniker Krankenkasse entwickelt seit unabhängig von Einrichtung oder Praxis-IT-System läuft am Stettiner Haff unter Einbeziehung des
über einem Jahr mit dem Partner IBM die Smart- über eine „Teilen-Funktion“ zugänglich machen. Ärztenetzes HaffNet, der AMEOS Klinik
phone-basierte elektronische Gesundheitsakte Auch diese Akteure suchen Kooperationspartner Ueckermünde und der dortigen KV. Andere AOKs
TK-Safe. Als Teil der Versicherten-App TK-App ist aus dem Praxissoftware-Umfeld. Im September haben ähnliche Projekte in Vorbereitung.
TK-Safe seit Frühjahr 2018 im Betatest, das heißt 2018 sind Vivy und medatixx eine strategische > Bei der PKV gelten die AXA und die Allianz
die Akte steht einigen Tausend interessierten Ver- Partnerschaft eingegangen zur Anbindung elek- als Vorreiter in Sachen Gesundheitsakten. Bei der
sicherten bereits zur Verfügung. Die TK spielt im tronischer Gesundheitsakten an die Praxissoft- AXA, der sich die Debeka und die VKB angeschlos-
Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zur Ver- warelösungen von medatixx. Ziel ist die Entwick- sen haben, ist die Gesundheitsakte Teil eines brei-
fügung stehende Daten wie ambulante Diagnose- lung eines allgemeingültigen Standards, der über teren digitalen Serviceangebots namens Meine
daten, Daten zu Krankenhausaufenthalten und zu die Grenzen der Kooperation hinweg zeigen kann, Gesundheit. Technisch handelt es sich um die Pati-
Verordnungen sowie Angaben zu Kosten und Ho- wie eine erfolgreiche Kopplung von Arzt- und Pati- entenakte CGM LIFE der CompuGroup Medical.
norierungen in die App ein. Erste stationäre Leis- entensoftware gelingt. Die Allianz ist Partner und Hauptfinanzier der Ge-
tungserbringer sind angebunden. Kooperationen > Die AOK-Welt nennt ihre Aktivitäten Digita- sundheitsakte Vivy, für die sich auch die
mit Praxis-IT-Herstellern werden angestrebt. les Gesundheitsnetz. Dabei handelt es sich um ein Barmenia, die Gothaer und die Süddeutsche Kran-
> Die DAK Gesundheit, die Bahn-BKK, die IKK relativ komplexes Projekt, in dem einerseits de- kenversicherung entschieden haben. Demgegen-
classic und 77 weitere, kleinere Krankenkassen zentrale Netzwerke aus Ärzten und Krankenhäu- über haben die DKV, die Generali und die Signal
wollen ab Herbst ihren Versicherten die elektroni- sern aufgebaut werden, andererseits Versicherte Iduna bekanntgegeben, dass sie sich für die
sche Gesundheitsakte Vivy zur Verfügung stellen. mit elektronischen Gesundheitsakten ausgestattet IBM-Akte entschieden haben, mit der auch die
Vivy hat bereits einen sehr breiten Funktionsum- werden, die im Bereich der AOK Nordost der Her- Techniker Krankenkasse arbeitet. Ähnlich wie bei
fang. Versicherte können beliebige Dokumente bis steller Parsek entwickelt. Das Pilotprojekt für eine der TK soll die Akte in die jeweiligen Versicher-
hin zu Röntgenbildern einstellen und ihren Ärzten dezentrale Vernetzung der Leistungserbringer ten-Apps integriert werden.<
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